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Unterwegs in Südostasien

Mal was anderes

Oh, was hab ich mich mit diesem Blogbeitrag schwergetan! Meine Schreiblaune hält sich zur Zeit in engen Grenzen. Seit dem wir von Malaysia nach Indonesien übergesetzt haben, scheint die Zeit für mich zu rasen und die Reise nach Australien gefühlsmäßig schon zu Ende zu sein. Indonesien ist vielgestaltig, faszinierende Landschaften, aufgeschlossene Menschen und in manchem auch Kleinindien. Wer zu Indonesien speziell etwas lesen will, wird sicher in den Beiträgen von Saradevi fündig werden.

Im folgenden gebe ich meine persönlichen Eindrücke zum Besten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Ich sammelte diese zu einer bestimmten Zeit auf einer bestimmten Strecke, und schaue durch meine gefärbte Brille. Andere mögen sehr unterschiedliche Wahrnehmungen gemacht haben und zu anderen Schlussfolgerungen kommen…

Im Krankenhaus

Nach einem unglücklichen Sturz am Strand auf einer Klippe kann ich den Besuch einer Klinik nicht vermeiden. In der Universitätsklinik fühle ich mich gut aufgehoben, leichte Abstriche sind bezüglich der gewohnten deutschen Privatsphäre allerdings anfangs in der Notaufnahme zu machen. Nach 5 Stunden, eingehenden Untersuchungen und einer Röntgendiagnostik, beziehe ich für fünf Tage ein Zweibettzimmer. Komplikationen meiner heftigen Oberschenkelprellung wegen meines Blutverdünners sollen so vermieden werden.

Der Krankenhaustag beginnt vor dem Morgengrauen mit dem Weckruf des Muezzin und folgenden EKG- und Blutdruckkontrollen, sowie Medikamentenvergabe. Um 8 Uhr wird das für mich ungewohnte, warme Frühstück serviert, das ich leider stehen oft stehen lasse und bis zum Mittagessen warte. Fast immer Hühnchen oder Fisch, Gemüse und Reis. Als Nachtisch Obst. Nachmittags gibt es eine kleine, süße Zwischenmahlzeit und um 18 Uhr erneut ein Reisgericht. Über die Tage verteilt besuchen mich verschiedene Ärzte, Physiotherapeuten, jede Menge Studierende und immer wieder Krankenschwestern zu Kontrolluntersuchungen. Wer jetzt vom medizinischen Personal federführend ist, bleibt mir ein Rätsel. Letztendlich kann ich die Klinik sonntags verlassen.

Medikamente und Arztbrief für die zwingende Nachuntersuchung ein paar hundert Kilometer weiter habe ich in der Tasche. Heilfroh war ich anfangs über die Hilfestellung einiger Gruppenmitglieder und über die täglichen Besuche und das Management von Saradevi. 

Der Verkehr

Nach der Fahrt durch Indien ist Thailand eine Erholung: Auf unserer Route gut ausgebaute Straßen, respektierte Regeln. Sehr gewöhnungsbedürftig wird es dann zunächst in Vietnam: dichter Verkehr auf ordentlichen Straßen und jede Menge Motorräder. Oft „gehört“ ihnen die linke Fahrbahnseite. In großen Städten gibt es eigene, abgetrennte Fahrbahnen für Zweiräder und Anlieger.

Schlimm wird‘s dann wieder auf Sumatra und Java: Zweiräder fahren kreuz und quer, gute Straßen bieten unverhofft Gelegenheit zum Slalomfahren wegen  Schlaglochkrater. Dichter Verkehr fast überall auf Achterbahnstraßen. Alle Verkehrsteilnehmer scheinen nur auf das eigene Fortkommen bedacht zu sein, Lücken werden sofort gefüllt. Insbesondere Zweiradfahrer scheinen sich an keine Regeln zu halten. Man fädelt sich blind in den laufenden Verkehr ein, überholt links und rechts. Erstaunlich, dass nicht noch mehr Unfälle geschehen. Als Wohnmobilfahrer gilt es, langsam und ohne schnelle Richtungswechsel zu fahren, ständig auf der Hut zu sein und die Augen und Ohren immer auf die Straße gerichtet zu haben.

Grandiose Landschaften

Reisfelder, Palmölplantagen, Gummibaumwälder und Dschungel: das sind meine überwiegend gespeicherten Landschaftserinnerungen. Teils durch Flachland, öfter aber auch durch hügeliges Bergland geht die Fahrt. Thailand und Malaysia erinnern vom Straßenbild her durchaus an westliche Szenarien. Die Straßen sind die Lebensadern der Regionen: Je dichter das Land besiedelt ist, um so weniger Lücken gibt es von Ortschaft zu Ortschaft rechts und links der Landstraßen. Ruhige Pausen- oder Entsorgungsplätze finden wir nur mit Mühe.

Kultur

Thailand ist übersät mit Klöstern und Tempeln, bunt und gut gepflegt. Vietnam bietet alte Gemäuer aus vergangenen Zeiten, aber nur sehr selten sieht man Tempel oder Kirchen. Auf Sumatra stehen alte, traditionelle Bauten. Überwiegend muslimisch geprägt, allerorten sieht man kleine Moscheen und hört regelmäßig den Muezzin durch Megaphone zum Gebet rufen. Sah man in Thailand und Malaysia kaum verschleierte Frauen, ist im moslemischen Indonesien kaum eine Frau ohne Kopftuch unterwegs.

Klima

War es in Thailand und den Nachbarländern heiß, wird es in Äquatornähe schwül und die Nachttemperaturen sinken im Flachland nicht unter 25 Grad Celsius ab. Stellplätze im Bergland sind dann wegen leicht sinkender Temperaturen eine Wohltat. Am besten scheint es mir, sich nicht gegen das Schwitzen zu wehren oder vermeiden zu wollen. Die Tagesetappen im klimatisierten Sprinter sind sehr willkommen und beim Aussteigen ist es mir oft, als betrete ich eine Sauna.

Die Menschen

Thailand wirkt schon sehr westlich und die Bewohner scheinen wegen des boomenden Tourismus kaum Notiz von Fremden zu nehmen. Man begegnet uns freundlich und aufgeschlossen, ist aber überhaupt nicht aufdringlich. So habe ich auch Vietnam und Malaysia in Erinnerung behalten.

Indonesien hingegen erinnert doch häufig an indische Verhältnisse: freundliche, interessierte, neugierige und oft distanzlose Kinder und Erwachsene belagern unsere Wohnmobile und nehmen sofort Kontakt mit uns auf, produzieren Selfies mit uns am laufenden Band.

Im Straßenverkehr scheinen Asiaten immer zuerst an sich zu denken: jede noch so kleine Lücke wird sofort für das eigene Fortkommen genutzt. In Indonesien wirken die Menschen auf den ersten Blick reservierter, beantworten jeden Gruß und ein Lächeln aber sofort mit aufmerksamer Freundlichkeit.

Unterschiede von Insel zu Insel sind natürlich vorhanden, verallgemeinern ist schwierig. Und nicht jedes Gebiet, das wir mit unserem Wohnmobil durchfahren, ist touristisch erschlossen. Manchmal sind wir offensichtlich die Attraktion und bieten viel Gesprächsstoff. Auch Handys werden gefragt und ungefragt ständig auf uns gerichtet.

Wie fast überall in Asien ist es laut, Verkehrslärm, Muezzingesänge frühmorgens und z.B. dröhnende Lautsprechermusik bis um Mitternacht graben sich tief in mein Gedächtnis ein.

Die Religionen

In Thailand begegnet uns vorherrschend der Buddhismus. Klosteranlagen und Gebetsschreine sieht man recht häufig, ebenso in Kambodscha. Das alltägliche Leben ist angefüllt mit religiösen Ritualen und Symbolen. In Vietnam hingegen stehen die kleinen Tempel, wenn überhaupt zu sehen, abseits und Religion spielt im öffentlichen Leben keine Rolle. In Malaysia fallen mir Tempel und Moscheen nicht sehr ins Auge, insgesamt erscheint mir das Land sehr westlich. Indonesien lernen wir exemplarisch auf Sumatra, Java, Bali, Lombok, Sumbawa, Flores und Timor kennen. Je nach vorherrschender Glaubensrichtung bieten sich andere Seheindrücke: prachtvolle, aber auch unscheinbare Moscheen, vereinzelte christliche Kirchen, Stupas, hinduistische Tempel und mancherorts scheint es mehr (Haus-) Tempel als Wohngebäude zu geben.

Ausblick

Ich freue mich auf weitere Vulkanlandschaften, grandiose Strände und Begegnungen. Letztendlich auch auf Osttimor und das Putzen unseres Wohnmobils für die Verschiffung nach Australien und das Ende der aufgeregten Gruppensuche nach den besten Lösungen.

Es wird ein paar Urlaubswochen – auch auf einer Insel in Osttimor – geben, bis wir dann hoffentlich Anfang September mit dem Amigo in Australien selbstbestimmt und im eigenen Rhythmus unterwegs sind…

Euer Manfred
Al Lemak Strand, 20.07.2023

Unsere Reise durch Indonesien von Juni bis August 2023

Wir freuen uns auf den Austausch mit dir...

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Reiner Welz

    Lieber Manfred, vielen Dank für deinen Überblick der diversen Blickwinkel in den unterschiedlichen Ländern. So wird mir bewusst, wie fremd und „gedanklich weit weg“ mir dieser Teil des asiatischen Kontinents doch ist.
    Deshalb: Für mich bist du ein „Entdecker“!
    Liebe Grüße aus Ostwestfalen
    Reiner

    1. Manfred

      Hallo Reiner,
      auch für mich war die Fahrt durch Asien wie der Aufenthalt in einer fernen, anderen Welt. Manchmal blitzten Ähnlichkeiten auf und „Gelerntes“ wurde mir bewusst… Insgesamt ein mächtiger Eindruck in einer mir fremdgebliebenen Welt.
      Liebe Grüße, wahrscheinlich in den Süden Europas?
      Manfred