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7. Etappe: Texas, 07. Februar - 01. März 2020

Lebe wohl Terlingua

Hier in diesem Wüstengebiet nahe des Big Bend National Parks schien die Zeit langsamer zu laufen. Ein kleiner, ich würde sagen Naturcampingplatz,  bot uns alles, was wir brauchten: eine Postadresse für die neue Kreditkarte, ein Bad mit allem drum und dran, viel Platz um uns herum, etwas abseits der Strasse und nette Leute, die den Platz bewirtschafteten. Zugegeben, die Fotos lügen nicht: Eine karge Umgebung! 

In the Heart of the 
Historic Terlingua Ghost Town

Im Nationalpark waren die Stellplätze für Wochen ausgebucht, so dass wir außerhalb eine Bleibe finden mussten. Anfangs empfand ich dies als Notlösung, die sich im Laufe der Zeit aber richtig gut anfühlte. Dreimal fuhren wir zu Tagesausflügen in den Park und wurden jedes Mal von der grandiosen Bergwüstenlandschaft beeindruckt. Durch den Nationalpark fließt der Rio Grande, der hier auch die Grenze zwischen Mexiko und den USA bildet.

Die übrige Zeit verbrachten wir bei sehr unterschiedlichen Wetterlagen am Amigo oder innerhalb des Ortes. Es gab warme Tage mit viel Sonnenschein, in zwei Nächten regnete es, manchmal wehte ein stürmischer Wind und desöfteren zeigte sich der Himmel wolkenbedeckt. Nachts war es kalt und bei klarem Himmel faszinierten die Sterne. Da es keine Straßenlaternen gab, war es nach Sonnenuntergang schnell fast stockdunkel. Unsere Stirnlampen waren dann, zum Entzücken von Saradevi, sehr nützlich.

Minenarbeiter formten die Landschaft

Terlingua hat nicht mehr als zweihundert Bewohner und erstreckt sich weitläufig über eine sehr hügelige Landschaft. Bei Wikipedia las ich, dass hier Minenarbeiter lebten und dass das Gebiet um Terlingua herum sogar bis zum Zweiten Weltkrieg 40% der Quecksilberproduktion des Landes beisteuerte. 

Die Behausungen wanderten mit den Minen. Der Ortsteil, in dem wir uns aufhielten, wird Ghost Town genannt. Hier befindet sich ein alter, aber auch heute noch genutzter Friedhof. Ein paar verfallende Wohnhütten der Minenarbeiter stehen noch in der Landschaft, der Store mit Saloon bildet ein (touristisches) Nebenzentrum mit täglicher Livemusik. Hier und da entstehen kleinere Touristenunterkünfte, unzählige Campgrounds und RV-Parks verteilen sich ringsherum in dem großflächigen Ort – ich denke, Terlingua erlebt eine weitere Blüte in seiner Entwicklung.

Nachhaltig wird mir die karge, triste Landschaft in Erinnerung bleiben, die Saradevi und mir ganz gut gefällt und uns auch etwas an die Dünenlandschaft Texels erinnert: Nichts, so weit man gucken kann und ein endloser Himmel! Und die Menschen hier: Aussteiger, Herumtreiber und Hängengebliebene. Künstler, Pensionäre im Unruhestand, Gastronomen. Alle, so schien es, mit viel Zeit. Gemächlich geht es zu im Ort und Smalltalks dauern schon mal etwas länger…

Terlingua, 26.02.2020

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