Ins Teegebiet Assam
Bhutan liegt hinter uns und das laute Indien hat uns wieder. Nach dem etwas chaotischen Grenzübertritt fahren wir in Assam auf staubiger Straße bis zur Dunkelheit zum nächsten Stellplatz. Hier feiern wir am Womo Saradevis Geburtstag nach. Etliche Teilnehmer werkeln an ihren Wohnmobilen. Ich bin heilfroh, dass unser Amigo ohne Mucken bisher durchhält. Bekanntermaßen habe ich wenig Ahnung von Fahrzeugtechnik.
Weltkulturerbe Kazirange Nationalpark
Assam wirkt auf mich aufgeräumter und sauberer als viele andere Teile Indiens und die Landschaft lässt mein Herz höher schlagen. Im Nationalpark Kaziranga unternehmen wir eine Fotosafarie mit Geländewagen und sichten etliche Elefanten, Nashörner und Rehe. Tags darauf erleben wir auf dem Rücken eines Elefanten frühmorgens hautnah das Erwachen des Dschungels. Hier in Assam kaufen wir ein Päckchen des gleichnamigen Tees, der uns überraschend sehr gut schmeckt.
Ausblick auf Thailand
In Guwahati findet ein großes Meeting mit dem Tourdirektor statt, der aus Deutschland anreist. Es besteht Gelegenheit, angesammelten Verdruss abzubauen und erste, konkretere Informationen zur notwendigen Verschiffung von Mumbai nach Bangkok zu erhalten. Die Verschiffung wird notwendig, da Myanmar nicht zu passieren ist.
Dörfliches Interesse
Wir verlassen Assam Richtung Darjeeling und fahren durch eine der ärmsten Gegenden Indiens. Im Dorf Anthaibari übernachten wir nahe der Schule auf dem Sportplatz und die Wohnmobile werden sogleich von einer Schar neugieriger Kinder umlagert. In einem Anflug von Leichtsinn willige ich in den Maschinenschnitt meiner prächtigen Haare ein und werde unversehends von einer Traube Inder beobachtet. Im Verlauf des Nachmittags begrüßen uns auch etliche Erwachsene des Dorfes und ein der englischen Sprache mächtiger Lehrer der Schule freundlich und sehr interessiert.
Erneut in Siliguri
Im dichten Nebel starten wir am frühen nächsten Morgen. Stundenlang quälen wir uns durch Baustellen nach Siliguri, dem Ort unseres Silvesteraufenthaltes. Für mich die bisher unattraktivste Stadt der Reise. Auf dem Parkplatz eines bald eröffnenden Hotels stehen wir sicher und einigermaßen ruhig, der Rauch und Gestank einer nahegelegenen Müllhalde irritiert uns alle bei Eintreffen, lässt aber im Laufe des Nachmittags nach. Saradevi und ich ziehen für ein Abendessen durch die untouristischen Viertel der Stadt. Überall wird gebaut, alte Hütten und Gebäude stehen neben schicken Neu- und monströsen Rohbauten. Bei der Suche nach einem guten Lokal ist Google nur bedingt hilfreich: wie so oft, entpuppen sich Einträge als veraltet und an der bezeichneten Stelle ist kein Restaurant zu finden, oder aber schon länger außer Betrieb. Wir stoßen schließlich auf ein angesagtes Lokal und müssen uns anschließend sputen, um zum angesetzten Meeting pünktlich am Stellplatz zu sein. (Zum Abendessen wird Saradevi sicher noch eine Anekdote zum Besten geben…)
Auf nach Darjeeling
Mit Geländewagen geht es am nächsten Morgen in rasenter Fahrt in die Berge zum Ort Darjeeling. Es ist kühl und den ganzen Tag über diesig. Die prächtige Aussicht auf einige Spitzen des Himalayas bleibt uns verwehrt. Darjeeling selbst ist sehr touristisch und der britische Flair vergangener Zeiten kaum noch zu spüren. Wir besichtigen eine Teeplantage und fahren einige Kilometer mit der Dampfeisenbahn talabwärts. Etwas enttäuscht von Darjeeling werde ich zukünftig wohl meinen geliebten Tee trinken…
Das Beste kommt nicht zum Schluss
Wegen einer unverhofft geschlossenen Grenze müssen wir 500 Kilometer weiter nach Rauxal fahren. Unterwegs sehen wir viel Armut. Die Luftqualität ist an den zwei Vormittagen sehr schlecht, laut unserer Wetterapp sogar als gefährlich eingestuft. Es heißt, dass Lungenerkrankungen hier in den letzten Jahren sehr zugenommen haben. Ausgerechnet die Ärmsten des Landes müssen auch noch unter der miesen Luftqualität leiden. Saradevi trägt selbst während der Fahrt im Amigo eine FFP-2-Maske.
Euer Manfred
Gorakhpur, 16.02.2023
