Das Raumwunder
Wie funktioniert eigentlich das Leben im Wohnmobil auf einer so langen Reise? Vermutlich besitzen die wenigsten unserer Followers ein Wohnmobil oder sind regelmäßig damit unterwegs. Unterwegssein auf sehr begrenztem Raum in fremden Ländern: Wie funktioniert das bei Sama? Auch in den bisher durchreisten Ländern treffen wir immer wieder Menschen, die sich neugierig und staunend unser Fahrzeug anschauen und überrascht sind, dass wir eine Küche, ein Bad und WC, ein Schlafzimmer und das Wohn-, Ess- und Arbeitszimmer an Bord haben. Das zulässige Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen haben wir, durch die Mitnahme zweier Reserveräder bzw. -reifen und einigen Ersatzteilen, voll ausgeschöpft. Jede Lücke im Amigo wird als Stauraum genutzt – und, was soll ich sagen? Es reicht und funktioniert…
Man hilft sich
Saradevi und ich sind eigentlich keine eingefleischten Camper und sind längst nich so fachkundig, wie etliche Reiseteilnehmenden unserer aktuellen Gruppe. Wir kommen zurecht, so lange technisch alles läuft – und das tut es. Hin und wieder fehlt uns ein langer Wasserschlauch, Verbindungsstücke, spezielles Werkzeug, oder anfangs ein Wasserkanister zum Einfüllen. Dann ist es bisher so, dass sich das Fehlende bei irgendwem in der Gruppe schnell finden lässt. Für die technischen Notfälle haben wir einen Automechaniker dabei und das geballte Knowhow einzelner Gruppenmitglieder.
Spaß haben muss nicht Spaß machen
Unsere Fahrt auf dem Landweg nach Australien ist kein Urlaubsvergnügen im eigentlichen Sinn. Wir sind fast täglich unterwegs und die einzelnen Etappen fordern Konzentration und Ausdauer. Der Tag beginnt für uns in der Regel um 7 Uhr. Nach Kaffee und/oder Tee gehts dann auf die Piste. Unterwegs wird möglichst an einem ruhigen, schönen Ort gefrühstückt, was zur Zeit in Indien zu finden aber schwierig ist. Es wimmelt von Menschen, regelrechte Rastplätze sind hier kaum vorhanden und die Truckerplätze sind uns zu unruhig. Wir halten in Indien oft auf freier Strecke in der Hoffnung, ein störungsfreies Fleckchen gefunden zu haben und in Ruhe essen und später unser Grauwasser und die Hinterlassenschaften unserer TTT entsorgen zu können. Manchmal haben sich unsere Hoffnungen auch erfüllt…
Aufgabenverteilung
Zu Beginn der Reise im Amigo mussten sich die Abläufe anspielen: Wer macht was und wann und wie? Ich bin der Fahrer – manchmal auch nur der unleidige Chauffeur, der mal wieder zu schnell oder unaufmerksam fährt, und im Prinzip für den Außenbereich, sprich Tisch und Stühle, Solarpanel und Reinigung der Windschutzscheibe und die Wäsche zuständig ist und stehe als Hilfskraft zur Verfügung. Saradevi managed den Rest: Die Organisation und Pflege des Innenraums, den allermeisten Einkauf, das Bezahlen an der Tankstelle, die Zubereitung der Mahlzeiten und für den Rest der wirklich notwendigen Verrichtungen.
Gewohnheiten
Im Cockpit wird es während der Fahrt allmählich ruhiger und friedlicher, mann/frau ist schließlich lernfähig. Saradevi fotografiert überwiegend beim Fahren und freut sich, wenn ich gelegentlich einen passenden Haltepunkt jenseits von Engstellen, Kurven und Menschenansammlungen finde. Obwohl sie keinen Beifahrerkurs besuchte, klappt ihre Assistenz immer besser. Die Fahrt durch Ortschaften oder Gegenden mit viel Motorradverkehr ist für mich echt anstrengend und ja, ich fluche gelegentlich lautstark über die indischen Gegebenheiten. Sind wir ab ca. 8:00 Uhr unterwegs, bietet sich spätestens um 11 eine Frühstückspause an und das Etappenziel ist meistens am Nachmittag erreicht.
Schweißtreibend
Seit etlichen Wochen steigt die Luftfeuchtigkeit und bei Temperaturen über 30 Grad läuft während der Fahrt die Klimaanlage. Auf den Stellplätzen sind alle Fenster weit offen, geschützt durch die unbedingt notwendigen Moskitonetze. Und: Kennt ihr das auch? Ich triefe ohne die geringste Anstrengung aus allen Poren. Meine T-Shirts bekomme ich kaum vom Leib und das Lenkrad fühlt sich immer klebrig an…
Tankvergnügen
Tankstellen gibt es reichlich, die Preise für Diesel ähneln denen zu längst vergangener Zeiten in Deutschland: Aktuell ca. 1,12 €. An kaum einer Tankstelle sind sie allerdings werbewirksam auf Anschlagtafeln zu finden. Saradevi managed die Bezahlung, die desöfteren nicht mit unserer Visacard funktioniert und dann bar erfolgt. Hin und wieder machten wir folgende Erfahrung: zunächst tanken wir nur für 1000 Rupien, bezahlen mit Visacard und der Bemerkung, dass wir anschließend volltanken wollen, wenn die Karte funktioniert. Und – es funktioniert!
Saubermänner
Unser Amigo kämpft sich mutig über Schlaglochpisten und staubigen Wegstrecken. Mittlerweile ist unsere Internetadresse am unteren Seitenrand vor Schmutz nicht mehr lesbar. Nach längerem hin und her zwischen Saradevi und mir fuhren wir eine spezielle Waschgelegenheit an. Drei Männer saßen um 14 Uhr im Schatten beieinander, sahen den Amigo und meinten nur: „Closed!“. Tja, meinen guten Willen hatte ich gezeigt…
Mit Gas angefreundet
Für diese Reise haben wir uns auf Empfehlung von Daniel einen kleinen Allesbrenner angeschafft. Nach den ersten spannenden Versuchen klappt das Kochen und Backen mittlerweile auch leidlich. Wir befeuerten ihn bis jetzt mit Waschbenzin und demnächst mit bleifreiem Normalbenzin einer Tankstelle. Das Ding ist ziemlich laut und die Flamme lässt sich kaum regulieren. (Wenn wir aus Australien zurück gekehrt sind, werden wir unsere Einführungstunde bei Daniel nachholen 😉)
Alles läuft gut
Die TTT funktioniert prima, unsere mitgeführten Kokosziegel werden vermutlich bis zur Heimreise reichen. Unseren Strom beziehen wir hauptsächlich während der Fahrt über die Lichtmaschine und bei Standzeiten reichen in der Regel die Solarpanele auf dem Dach sowie unsere mobile Solartasche aus. Gelegentlich nutzen wir Landstrom, um die Batterie ordentlich zu füllen.
Wir denken an euch
Manchmal kommt es vor, dass wir – insbesondere im Straßenverkehr – Fehler machen. Was wir von den Indern lernten, wenden wir dann an: Ein Lächeln zaubert Probleme und böse Blicke weg…
In diesem Sinne seid für heute mit einem herzlichen „Namaste“ und einem Lächeln gegrüsst.
Euer Manfred
Kanyakumari, 08.12.2022
Danke für euren Reisebericht, den ich sehr gerne lese, aber selbst die Tour nie machen würde. Die Wetterbedingungen wären auch nicht meins.
Unsere 5 wöchige Reise mit dem Wohnmobil durch die USA hab ich sehr genossen, aber da gab es unendlich viel Platz und super gepflegte Campingplätze.
Ich freu mich schon auf eure Fortsetzung und wünsch euch weiterhin alles Gute und
bleibt gesund. Ilona
Hallo Ilona, schön, dass du uns virtuell begleitest. In der Tat: mit dem Womo durch die USA ist ein Vergnügen. Hier am Golf von Bengalen regnet es seit gestern heftig – so haben wir jetzt auch eine Vorstellung, wie es hierzulande während der Monsunzeit zugeht.
Euch zu Hause eine gesegnete Adventzeit und lasst euch das Selbstgebackene schmecken…
glg sama
Unglaublich mutige Reise. Sehr strukturierter , Hochqualitäts-Reisebericht . Spannender als Alles , was uns bis jetzt bekannt war.
Vielen Dank dafür und
Herzliche Grüße aus Lobenfeld,
Alles Gute – gespannt auf die weiteren Beiträge.
Eure Bewunderer
Sabine und Christoph
Lieber Christop, liebe Sabine
sehr schön von euch zu hören! Vielen Dank für die „Blumen“. Wir freuen uns, wenn ihr bei der Stange bleibt. Vielleicht sieht man sich auf Texel nach unserer Reise wieder?
Herzliche Grüße
sama