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2. Etappe: Maine bis Georgia, 24. September - 11. November 2019

Veränderungen mit Selbstbewusstsein begegnen – 7Mind Impuls (KW 39)

Wenn der Wind die Veränderung weht,
bauen die einen Mauern
und die anderen Windmühlen.
Aus China

Von der Raupe zum Schmetterling?

An Veränderungen hat es bei mir in den zurückliegenden Monaten wahrlich nicht gemangelt. Der Kauf des Chalets auf Texel und Verkauf des Hauses Am Kirchberg sowie der Umzug in das Einraum-Apartment in der Stadtmitte von Dinslaken haben den Anfang gemacht.

Damit verbunden auch das Loslassen vieler Gegenstände, für die es nun keinen physischen Platz mehr gibt. Gleichwohl erinnere ich mich gern an Vieles zurück, das ich besessen habe und trage es weiter im Herzen. Alles hat seine Zeit.

Diese Veränderungen fielen mir leicht, da ich sie selbst gewollt und mit betrieben habe. Es gab Gestaltungsräume, was mich im wahrsten Sinne des Wortes beflügelt. Da kam die Windmühle gut in Schwung…

Allerdings ist mir auch ein Stück Heimat verloren gegangen. Am Kirchberg habe ich mich in der Nachbarschaft sehr wohl gefühlt und hierfür gibt es bislang kein Äquivalent. Auch wenn wir in der Stadtmitte und auf Texel sehr nette Nachbarn haben – es ist eben keine Nachbarschaft. Von daher habe ich es sehr genossen, die letzten zwei Jahre beim Straßenfest willkommen gewesen zu sein.

Fast zwei Jahre lang haben wir jeweils die Hälfte der Woche in Dinslaken und auf Texel gelebt. Hierdurch veränderte sich der Alltag stark. Vieles musste ich neu organisieren, Rituale und Abläufe etc. verändern – ganz zu schweigen von der Kontaktgestaltung zur Familie, zu Freunden, Bekannten… Alles geht nicht, aber wo ein Wille, da ein Weg – so würde ich es mal formulieren.

Die Reduzierung der Arbeit war für mich eine große Veränderung. Ich hatte über viele Jahre mehr als 60 Stunden wöchentlich gearbeitet und dann die Arbeitszeit in den letzten Jahren peu à peu auf 20 Stunden reduziert. Obwohl ich das so wollte, hat dies die größte Herausforderung für mich dargestellt. Im aktuellen Arbeitsfeld die Stunden zu reduzieren, ist glaube ich sehr schwierig, da die zwangsläufig verminderte Präsens schnell als mangelndes Interesse und Rückzug interpretiert werden kann und Arbeitsbezüge eigentlich neu definiert werden müssten. Aus heutiger Sicht würde ich dies anders flankieren und zum Thema machen. Da habe ich wohl eher Mauern gebaut…

Nun kam ich im letzten Jahr an den Punkt, meiner Intuition zu trauen und nicht dem Verstand oder der Vernunft. Ich habe meine Tätigkeit im Bereich der Pflegekinderhilfe beendet, auch wenn mir diese Entscheidung sehr schwer gefallen ist. Schließlich habe ich diese Arbeit sehr gerne gemacht und auch gern in dem Team gearbeitet. Aber es gab für mich gute Gründe, dies so zu entscheiden und meine innere Stimme hat mir immer wieder unmissverständlich gesagt, dass die Zeit gekommen ist, Abschied zu nehmen.

Wenn ich einmal etwas entschieden habe, dann lege ich meine ganze Kraft in diesen Veränderungsprozess. Es hat wohl ein paar Monate gedauert und es hat jede Menge Kraft gekostet – nun aber ist es vollzogen und ich kann mehr und mehr den Auftrieb der Veränderung spüren.

Parallel habe ich mit einem Studium an der Uni Essen-Duisburg begonnen – eine weitere von mir gewollte Veränderung. Studieren damals und heute unterscheidet sich schon sehr! Und es ist auch mit zunehmendem Alter nicht mehr so leicht. Aber es macht Spaß und das Leben hängt nicht davon ab…

Anker in Zeiten des Umbruchs

Wenn ich das hier so aufschreibe, dann waren das schon viele Veränderungen und Umbrüche in den letzten zwei Jahren. Stellt sich die Frage, was trägt in diesen Zeiten, was stärkt und was gibt die Zuversicht, dass dies so gut ist und sein wird, wie es ist?

Solange ich selber die Entscheidungen treffen und mein Leben gestalten kann, also agieren kann, statt reagieren zu müssen, werde ich von der Kraft der Veränderung getragen und es fühlt sich größtenteils leicht an.

Da, wo ich auf etwas reagiere und erst meinen Weg suchen und finden muss, ist es mir eine große Unterstützung, Manfred an meiner Seite zu wissen und den Rückhalt meiner Eltern, meiner Familie und Freunde zu spüren. Darum zu wissen und sie an meiner Seite zu wissen, hilft mir über vieles hinweg.

Für mich selbst ist es darüber hinaus von ungeheuerem Wert, mir mit Selbstmitgefühl zu begegnen und zu meditieren, immer mal wieder aus dem Karussell des Alltags auszusteigen.

Und jetzt

Da der sama:trail uns jetzt durch Nordamerika führt, ist dies eine weitere große Veränderung in meinem Leben. Viele wünschten uns einen schönen Urlaub. Sind wir für ein Jahr im Urlaub oder ist dies nun unser Alltag? Diese Frage wird mich wohl noch eine Weile beschäftigen. Jedenfalls gibt es hier viele Dinge, die sehr verschieden sind zu unserem „normalen Leben“ und Anderes, das so geblieben ist. Und: Zu zweit auf 11 qm zu leben, quasi “on the road”, ist schön, aber manchmal auch sehr herausfordernd. Und es sind die vielen Kleinigkeiten, die anders sind:

Ein Beispiel, das sicher jeder kennt und dem ich mittlerweile mit einem Schmunzeln begegne: Die Benutzung einer Toilette unterwegs. 

Wir benutzen jetzt zur Zeit täglich mehrfach Toiletten in Nordamerika, die hier interessanter Weise Restrooms heißen. Ihr glaubt gar nicht, wie erfinderisch der Mensch an sich so ist, sprich, wie viele unterschiedliche Raumkonzepte und Systeme es für Türschlösser, Toilettenpapierhalter, Toilettenspüler, Wasserhähne, Seifenspender, Papierhalter und Gebläse es gibt! Anfangs war ich manchmal sehr gefordert, insbesondere, wenn es schnell gehen musste. Zwischenzeitlich freue ich mich auf jede neue Erfindung und kenne viele alternative Möglichkeiten, auf die ich zurückgreifen kann. Eine Ernte der Veränderung?

Was sind deine Erfahrungen mit Veränderungen und was ist dein Anker in diesen Zeiten? Irgendwie kommen wir ja nicht drum herum. Das Leben an sich ist ja schon Veränderung.

Saradevi

Bretton Woods, 01.10.2019

(Auch so ein Ort, der für Veränderung steht)

Den Schmetterling habe ich im Acadia Nationalpark auf einer Wanderung getroffen und finde ihn ein schönes Sinnbild für die Veränderung.

Wir freuen uns auf den Austausch mit dir...

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Sabine

    Liebe Sabine, deine Worte haben mich sehr berührt. Ich wünsche dir weiterhin den Mut deiner Intuition zu folgen, denn nur dein Herz weiß, was deiner Seele gut tut. Passt auf euch auf und kommt gesund wieder. LG Sabine

    1. saradevi

      Liebe Sabine,
      lieben Dank, das werde ich, wann immer es geht! Ja, so ist das wohl!
      Den Wunsch kann ich nur zurückgeben – können wir alle gebrauchen und bekannter Maßen passieren die meisten Unfälle zuhause.
      Gesundheitsprävention ist übrigens das Thema des aktuellen 7Mind Impulses von dieser Woche…
      Viele Grüße in die Heimat und noch einen schönen Feiertag
      Saradevi