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Bei wem kannst du ganz du selbst sein? – 7Mind Impuls (KW 22)

Ein Freund ist ein Mensch, vor dem man laut denken kann.
Ralph WAldo Emerson

Im 7Mind Impuls der 22. Woche wird die Frage aufgeworfen, mit wem und wann wir ganz wir selbst sein können. Wenn wir ganz ohne Filter und Anpassung sind, benötigen wir viel weniger Energie und unterliegen zudem nicht der Sorge der Bewertung und Ablehnung. Mit wem also teilen wir unsere Gedanken, wem geben wir spontan Antworten und wer kennt uns “ungeschminkt”?

Analoge Freundschaften

Auch wenn der Begriff Freundschaft im Digitalen schon inflationär genutzt wird, pflege ich meine Freundschaften lieber analog. Klar, in Zeiten von Corona und dem Umstand geschuldet, dass ich viel Zeit in Den Hoorn verbringe, nutze ich auch die digitalen Varianten. Dennoch sind es Familie und Freunde, die mich immer wieder in die Heimat ziehen und mit denen ich gern Zeit verbringe. In den letzten Monaten habe ich viele Kilometer Freundschaft zu Fuß gepflegt. Eigentlich eine schöne Art der Begegnung. Ich hoffe, dass diese From der Begegnung Corona überdauert und eine Art der Freundschaftspflege bleibt.

Eine Freundschaft fürs Leben

Als ich das Thema las, musste ich sofort an meine Schwiegermutter und ihre Freundin Christel denken. Die beiden waren Freundinnen aus Kindertagen und annährend achtzig Jahre befreundet, als ich sie häufiger zusammen wahrnahm. Noch jetzt wird mir ganz warm ums Herz, wenn ich daran denke, wie sie sich gefreut haben, wenn sie sich sahen, was zuletzt kaum noch möglich war.
Bei diesen Zusammenkünften habe ich meine Schwiegermutter wie ausgewechselt erlebt: Spontan, gerade heraus, auf eine veränderte Art lebendig und voller Leichtigkeit. Es hat mich immer gefreut, sie so zu erleben und es hat einige Zeit gedauert, bis ich begriffen habe, das dieses Verhalten seinen Ursprung in der ganz alten, intimen Freundschaft hat, die beinah ein ganzes Leben einschloss. Noch heute sehe ich ihre strahlenden und funkelnden Augen, wenn sie von Begebenheiten mit ihrer Freundin und anderen sprach.

Ungeschminkt bin ich sowieso am liebsten

Dieses Phänomen nehme ich auch an mir war. Rosetta beispielsweise kenne ich aus Kindertagen. Sie ist mit mir als Kind und Jugendliche durch dick und dünn gegangen und wir haben einen Teil des Studiums in einer WG gelebt. Bei ihr muss ich mich nicht lange erklären. Sie kennt meine Familie, mein Umfeld, meine Lebensstationen, meine Befindlichkeiten. Das macht den Austausch leicht und lebendig. Mit ihr bin ich unkompliziert, frei und vertraut im Hier und Jetzt, kann mühelos zurück und nach vorne schauen. Dafür bin ich sehr dankbar. Andere Freundinnen und Freunde kenne ich nicht so lange. Und doch erlebe ich auch hier, dass ich im Kontakt mit ihnen frei und ungeschminkt bin. Oftmals sind die Freundschaften aus einem gemeinsamen Erleben erwachsen, aus Unternehmungen, aus gemeinsam verbrachter Zeit. Uns verbinden Interessen, Haltungen, Lebensweisen, Erinnerungen, Vorhaben…
Ich bin sehr dankbar, sie an meiner Seite zu wissen. Ihnen kann ich vertrauen, sie spenden mir in schweren Zeiten Kraft und Mut und mit ihnen kann ich auch einfach mal albern und ungezwungen sein. Freundschaften passieren einfach. Das ist das schöne. Sie entwickeln sich auf eine natürliche Art. Man muss sie aber auch pflegen und es gibt Krisen und Auseinandersetzungen, intensivere und weniger intensivere Zeiten. Aber alles in allem fühlen sie sich nicht schwer oder kompliziert an.

Lebensabschnittsfreunde

Und natürlich schlafen Freundschaften auch ein oder gehen auseinander. Das gehört wohl auch zum Leben und ist Ausdruck steter Veränderung. In der vergangenen Woche habe ich viel über die Freundschaften in meinem Leben von Kindertagen an gedacht und festgestellt, dass es eines gibt, was mich sehr erfreut hat: Ich habe immer Freunde an meiner Seite gehabt. Und, selbst wenn die Freundschaften sich überlebt haben, bleiben doch die Erinnerungen an die gemeinsam verbrachte Zeit. Und die trage ich immer noch in mir und mit mir durch die Welt. Saradevi, 03.06.202 Was bewegt dich beim Thema Freundschaften? Mit wem und wann kannst du ungeschminkt sein?

Das Foto kam mir irgendwie als Beitragsbild in den Sinn. Ich weiß nicht warum. Vielleicht weil Freundschaft voller Schönheit und Vielfalt ist, etwas ganz Natürliches, aber auch Verletztliches, etwas, das genährt werden muss. Vielleicht, weil Freunde oft das gleiche Umfeld haben, oder den gleichen Nährboden… Ich werde dem weiter nachgehen.

Wir freuen uns auf den Austausch mit dir...