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Sei wer du bist! Auch dann, wenn du arbeitest – 7Mind Impuls (KW 17)

Der vollendete Schein lässt sich nur durch das Sein erzielen.

Ernst von Feuchtesleben
Der 7Mind Impuls der siebzehnten Woche greift die Frage auf, in wiefern wir eine Trennung von Arbeit und Leben vornehmen, indem wir uns different verhalten. Wir sind nicht wir selbst bei dem Versuch, alles richtig oder perfekt machen zu wollen. Jemand anders sein zu wollen, kostest Kraft und lässt uns wenig authentisch sein. Es wird vorgeschlagen, sich selbst einzuladen, so zu sein, wie wir sind, sobald wir die Trennung wahrnehmen. 

Ganz anders

„Eigentlich bin ich ganz anders
ich komm’ nur viel zu selten dazu
Du machst hier grad’ mit einem Bekanntschaft
den ich genauso wenig kenne wie duIch hab’ so viel Termine
in der Disco, vor Gericht und bei der Bank
Da schick’ ich einfach meine Vize-Egos
und das wahre Ich bleibt lieber im Schrank“ Diese Zeilen aus dem Songbook von Udo Lindenberg fielen mir sofort ein, als ich den Impuls las. Da ich seit zwei Jahren nicht mehr „arbeite“, konnte ich zunächst mit dem Impuls nicht so viel anfangen. Außerdem mangelt es in Zeiten von Corona zudem an Gelegenheiten, mich im Kontakt mit anderen zu erleben.  Spontan fiel mir eine Szene aus meiner Zeit im Ministerium ein, die ich sinnbildlich für das Thema finde. Mein damaliger Chef informierte mich, dass Johannes Rau (damals noch Ministerpräsident von NRW) am nächsten Abend einen Empfang in einem Düsseldorfer Museum gäbe. Ich sei ebenfalls eingeladen, wenn ich den Dresscode beachtete.  Ich war Anfang zwanzig, hatte mein Studium gerade abgeschlossen, nie wert auf schicke Kleidung gelegt und somit nur eine sehr geringe Auswahl im Schrank. Ich weiß noch, wie ich abends mit Rosetta in unserer WG eine kleine Modenschau veranstaltete. Es war für mich das erste Mal, dass ich den Eindruck hatte, mich verkleiden zu müssen. Es hat sich nicht wirklich gut angefühlNatürlich war es nicht schlimm, für einen Abend ein Kleid zu tragen und sich an die Konvention zu halten. Mir wurde jedoch an diesem Tag bewusst, dass ich keinen Job wollte, bei dem ich mich regelmäßig verkleiden müsste. Und den habe ich ja dann auch gefunden… bzw. mir selbst geschaffen. Ich selbst sein zu können, ein hohes Gut, das ich, wo immer es ging, versucht habe zu verteidigen. Einige Familien habe ich in meinem beruflichen Kontext mehr als zwei Jahrzehnte begleitet. Das funktioniert aus meiner Sicht nur, wenn ein Vertrauensverhältnis besteht und man sich „ungeschminkt“ begegnet, ehrlich miteinander umgeht und sich erfahrbar macht.  Zudem haben Manfred und ich lange Zeit in einem Haus gelebt und gearbeitet, die Menschen zu uns eingeladen. Auch wenn es natürlich nicht immer nur einfach ist, im selben Haus zu leben und zu arbeiten, so hat es sich alles in allem natürlich und organisch angefühlt. Jedenfalls unterstützt es ungemein, man selbst zu bleiben.

Leben vs. Arbeit?

In der Diskussion um die Work-Life-Balance stört mich die Aufteilung in Leben und Arbeit. Das erweckt den Eindruck, als wären das zwei unterschiedliche Dinge und ein Leben während der Arbeit gar nicht möglich. Das wäre doch schrecklich, oder? Für mich geht es eher darum, eine Balance im Leben überhaupt zu finden. Das richtige Maß an Anspannung und Entspannung bei allem, was ich gerade tue. Und da ist es völlig egal, ob ich arbeite, meinem Hobby nachgehe oder mich um Haus, Hof und Garten kümmere. 

Wer bin ich?

Wenn ich die sein soll, die ich bin, stellt sich natürlich die Frage, wer bin ich überhaupt? Diese Frage schwang in der letzten Woche auch immer wieder mit. Jetzt, wo unsere Reise beendet ist und ich mehr Zeit denn je habe, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als mich auch mit dieser Frage zu beschäftigen. Was macht mich aus? Was erwarte ich von meinem Leben? Was möchte ich mit meiner Zeit machen? Was ist mir wirklich wichtig im Leben?  In diese Antwort werde ich wohl in den nächsten Jahren hineinwachsen, da bin ich mir sicher. Und ganz sicher wird auch diese sich verändern… Eines ist mir in der letzten Woche bewusst geworden. Egal, ob in Arbeitsbezügen oder jetzt: Ich bin neugierig aufs Leben, auf die Menschen, die mir begegnen. Ich möchte die Dinge, mit denen ich zu tun habe durchdringen und verstehen, möglichst viel selbst machen und zunehmend im Einklang mit der Natur leben. Ich kann gut für mich allein sein, liebe das Leben auf dem Dorf und in der Großstadt. Und bei allem empfinde ich eine große Liebe Manfred, meinen Eltern, meiner Familie und meinen Freunden gegenüber. Und: Oft bin ich so widersprüchlich wie das Leben selbst! Saradevi, 29.04.2021  

Wer bist du? Wie erlebst du die Trennung zwischen Arbeit und Leben? Kostet es dich Kraft, anders zu sein? Wie viele Vize-Egos hast du? Und haben sie nicht alle den selben Kern?

Wir freuen uns auf den Austausch mit dir...