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Werde die ECHTE Version deiner Selbst – 7Mind Impuls (KW 36)

Das Große ist nicht dies oder das zu sein, sondern man selbst zu sein
(Søren Kierkegaard)
  

Als ich den Impuls las, musste ich spontan an den Song von Udo Lindenberg denken, in dem er singt: Eigentlich bin ich ganz anders, ich komm’ nur viel zu selten dazu / Du machst hier grad’ mit einem Bekanntschaft – den ich genauso wenig kenne wie du. 

Die Frage, was mich ausmacht, habe ich mir in den letzten zwei Jahren sehr häufig gestellt. Es gab und gibt Veränderungen in meinem Leben, die ich selbst mit initiiert habe und mit Manfred gemeinsam gegangen bin. Mein Yoga-Weg sowie die Ausbildung zur MBSR-Lehrerin haben mich immer wieder mit der Frage in Verbindung gebracht, wer ich bin und was in diesem Moment gut für mich ist. Dieser Weg hat mein Bewusstsein geschärft, mich selbst und das, was mir gut tut oder auch schadet, besser wahrzunehmen. In den Spiegel zu schauen, war nicht immer angenehm.

Eine Konsequenz daraus ist, dass ich nun die Hälfte des Jahres auf Texel lebe. Ich wollte immer schon mal am Meer leben – nun bin ich eine Teilzeitinselbewohnerin. Zudem haben wir unser Haus verkauft und leben nun in einem Einraum-Appartement. Weniger ist mehr – das ist etwas, das wir beide von unseren Wandertouren und Fahrrad-Fernwegen als Erfahrung mitgebracht haben. Ich bin dankbar, dass Manfred und ich diese Haltung teilen.
Auch habe ich meine Arbeit anfangs reduziert, später ganz aufgegeben. Jetzt bin ich mir sicher: Es ist nicht leicht, Arbeit im selben Kontext zu reduzieren – das ist auch die Erfahrung, die viele andere in dieser Situationen gesammelt haben.

Ich arbeite und gestalte gern und leidenschaftlich, am liebsten in überschaubaren Teams, in denen alle selbstverantwortlich arbeiten, wertschätzend und  vertrauensvoll miteinander umgehen. Klarheit, Sicherheit und Verlässlichkeit sind mir hierbei ganz wichtig. In solch einer Umgebung kann ich ich selbst sein, muss mich nicht verstellen, kann Fehler machen, mich gemeinsam freuen, auch am Erfolg der anderen.

Meine Erfahrung ist, dass sich Systeme und Arbeitsbezüge über die Jahre zum für mich Negativen verändern können, ohne dass ich selbst direkten Einfluss darauf habe. Von daher habe ich im letzten Jahr entschieden, mich nicht mehr für etwas zu engagieren, bei dem ich mich langfristig nicht wohl fühle. Nur wenn ich ich selbst sein kann, kann ich mich voller Energie und Kreativität eingeben – das ist mir klar geworden. Alles andere lässt mich unfrei werden, bringt meinen Arbeitsfluss zum Stocken und zieht sehr viel Energie.

Seit meiner Mindful Self-Compassion Woche mit Kristin Neff und Chris Germer im letzten Sommer in den Niederlanden, habe ich meine tägliche Meditation umgestellt. Ich nehme mir täglich etwas Zeit, mir Dinge zu wünschen, von denen ich überzeugt bin, dass sie mir gut tun und mein Leben bereichern: Möge ich gesund sein. Möge ich frei sein. Möge ich offen sein. Möge ich glücklich sein.

Das hört sich vielleicht komisch an und irgendwie abgedroschen, abgehoben oder auch egoistisch. Doch desto länger ich mir dieses wünsche, desto häufiger gleiche ich einzelne Situationen, Ideen, Pläne, Gedanken etc. ab und schaue, ob sie auf diese Wünsche zutreffen, die mir wichtig sind und die dazu beitragen, dass ich ich selbst sein kann. Ich frage mich also: Bin ich noch auf meinem Kurs oder z.B. schon unterwegs, so zu werden, wie ich glaube, dass andere mich haben wollen?

Natürlich gelingt es mir häufig nicht und ich ertappe mich dabei, ungesunde Dinge zu tun, in alten Mustern zu denken, unflexibel zu sein, Dinge zu tun, um anderen zu gefallen, mir Sachen schrecklich zu Herzen zu nehmen … auch das gehört zu mir und auch so bin ich und das ist auch okay. Ich habe gelernt, dem mit einem Schmunzeln zu begegenen, wenn ich mich dabei ertappe oder die Situation vorbei ist.

Das Foto oben habe ich auf einem Spaziergang gestern im Süden von Texel geschossen. Ich finde es ein schönes Sinnbild für die unterschiedlichen Versionen, die ich sein kann und bin. Was ist nun die ECHTE? Vielleicht bin ich der ganze Zweig und der Betrachter und auch ich haben immer nur eine aktuelle Version der vielen Versionen gerade im Blick – wobei sich alle irgendwie auch ähneln…

Und vielleicht ist die ECHTE Version, die im Impuls benannt ist, nur EINE Fiktion/Vision. Schließlich verändert sich alles stets, auch die ECHTE.

Was sind eure Ideen zum 7Mind-Impuls: “Werde die ECHTE Version deiner Selbst”
Was denkt ihr, was diese ECHTE Version ist und was unterstützt euch auf dem Weg dorthin?

Eine Diskussion hierüber würde mir gefallen.

Saradevi

Den Hoorn, 11.09.2019

PS: Gar nicht so einfach, die Gedanken zu “Papier” zu bringen… ich hoffe, sie sind verständlich. Wenn nicht, fragt einfach nach.

Wir freuen uns auf den Austausch mit dir...

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Nicole

    Liebe Sabine, wie schön, an deinen Gedanken teil zu haben!
    Ich glaube nicht an eine ECHTE Version von dir, mir oder anderen Menschen. Das hört sich so nach Optimierung an, einem Ziel, das es zu erreichen gilt. Im besten Fall leben wir doch einfach unterschiedliche Facetten unserer Möglichkeiten, bestaunen alle Veränderungen, die wir im Laufe der Jahre so vollziehen. Bedauern vielleicht manches und feiern anderes.
    Alles Liebe und ich freue mich immer, von dir zu lesen, auch und gerade, wenn du bald so viele Kilometer entfernt sein wirst.
    Fühl dich umarmt und wünsche dir bloß weiter jeden Morgen so freundliche Dinge. Wenn du dann all das bekommst oder entdeckst, kannst du uns allen was davon abgeben. Du scheinst ja schon dabei zu sein 😉
    Nicole

  2. saradevi

    Liebe Nicole,
    Ich habe mit Freude deine Gedanken gelesen. Ja, ich denke auch, dass es die ECHTE Version unserer selbst nicht gibt und dass sie eine Fiktion ist. Geht es nicht viel mehr darum, authentisch zu sein und auch ehrlich mit sich und anderen? Und sich selbst zu kennen bzw. immer wieder neu kennen zu lernen?
    Und: Etwas Optimierung ist vielleicht garnicht schlecht, wenn alles im Rahmen bleibt. So im Sinne von eine Richtung zu haben…
    Bewegung tut dem Körper ja auch gut – permanente Überbelastung jedoch nicht.
    So, hier wird gepackt und geräumt… nur noch einmal schlafen.
    Auf bald mal wieder – digital… habt noch ein schönes WE
    Saradevi