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Zwischen Okzident und Orient

Quer durch Istanbul 

Am 30. Juli erreichen wir Istanbul. Auf der Suche nach Campingstühlen bin ich auf einen Ausstatter am Rande von Istanbul aufmerksam geworden, den wir auf der Fahrt in die Stadt ansteuern wollen. Schon aus der Ferne wird uns die Dimension der Stadt bewusst. Istanbul umfasst 100 km mal 50 km. Allein bis zum Bosporus überquere wir einige Brücken. 

Die Mitarbeiterin von Google führt uns in eine Seitenstraße ohne offensichtlichen Eingang in das Einkaufscenter. Ein Mann, der gerade mit einem anderen im Gespräch ist und sein Auto mit einem Lappen poliert, kennt das Geschäft und führt uns als ehemaliger Angestellter durch einen Hintereingang bis vor den Laden.

Der Campingausstatter erweist sich als kleiner Shop in einem Shoppingcenter. Wir sind die einzigen Kunden, werden umfassend beraten, bekommen Wasser angeboten und dürfen alles in Ruhe ausprobieren. Nach einer halben Stunden verlassen wir das Center mit drei Stühlen und einem Tisch. Zu meiner Überraschung haben wir 15 % Rabatt angeboten bekommen. Nach einem kurzen Austausch und Griff in eine Vitrine bekommen wir für die jeweils einheimische Währung noch ein kleines Portemonnaie aus Leder geschenkt, auf dem ein Camper in einem Wald als Bild eingraviert ist. Wir sind ganz gerührt. Schließlich verstauen wir alles im Amigo und haben sogar noch mehr Platz als vorher. Die Stühle sind kleiner und weniger stabil. Aber wir sind glücklich, dass es ein passendes Modell gab.

Von hier geht es quer durch die Stadt Richtung Caravanplatz am anderen Ende der Stadt. Nach einer Weile dämmert uns, dass wir wohl nicht durch den Tunnel auf die andere Seite des Bosporus kommen. Unser Amigo ist zu hoch. Wir haben den Eindruck, ganz Istanbul ist auf der Straße. Entweder stehen wir im Stau oder es bewegen sich Massen von Fahrzeugen aller Art in unsere Richtung. Nicht selten werden wir beim Linksabbiegen von rechts und links gleichzeitig überholt, obwohl es nur eine Spur gibt. Da das Navi uns immer wieder durch den Tunnel schicken möchte, navigiere ich Manfred per Karte durch die Stadt. Als ich mich an einer großen Kreuzung vertue, biegen wir falsch ab. Wir bekommen eine alternative Route über eine Brücke angeboten und sind glücklich, nicht mehr selbst nach einer Route suchen zu müssen. Zu unserem Entsetzen werden wir durch die Altstadt geschickt. Als es immer steiler und enger wird, vergeht selbst mir die Lust am Fotografieren und Filmen, was eigentlich nicht meine Art ist. Ich halte nur noch die Luft an. Manfred fährt super und findet die Fahrweise der Türken sehr gewöhnungsbedürftig.

Schließlich gelangen wir wieder auf breitere Straßen und passieren den Bosporus auf einer großen Brücke. Am anderen Ende lesen wir: Willkommen in Asien. 

Drei Tage werden wir uns im Grenzgebiet von Oxident und Orient bewegen. Wir sind gespannt.

Abenteurer unter sich

Schließlich erreichen wir den Stellplatz am anderen Ende der Stadt. Er ist gleichzeitig Parkplatz einer gigantischen Sport- und Freizeitanlage, die sich entlang der Küste erstreckt und top gepflegt ist. 

Einige Mitreisende sind schon vor Ort, sitzen vor ihren Mobilen, stehen zusammen, quatschen, richten sich ein, beäugen die Fahrzeuge der anderen… In zwei Tagen haben wir unseren offiziellen gemeinsamen Start. 

Wir haben eines der kleinsten Fahrzeuge – was Vor- und Nachteile hat.

Zwischen Europa und Asien

Istanbul hat viele Gesichter. Um die Stadt wirklich kennenzulernen, braucht man wahrscheinlich viele Tage oder gar Wochen. Wir haben gerade mal zweieinhalb Tage. 

So bleiben wir uns treu und schlendern am ersten Abend durch unseren Stadtteil und essen in einem wenig touristischen Restaurant, in dem wir das Essen anhand von Bildern aussuchen. Es ist sehr lecker und sehr typisch. Türkische Pizza mit verschiedenen Belegen und den typischen Gewürzen. Dazu einen Tee.

Es gibt viele kleine Läden, wie es auch im Süden Europas eher üblich ist. Der Spaziergang tut gut nach all den Tagen, die wir sitzend im Amigo verbracht haben.

Die Menschen, denen wir begegnen, sind alle sehr hilfsbereit und freundlich. Istanbul wirkt in diesem asiatischen Stadtteil sehr gepflegt. Auch die Grünflächen – das fällt schon positiv auf.

Die folgenden Tage halten wir uns einmal allein, dann mit unserem heimischen Reiseführer Günay und der Gruppe im touristischen Zentrum auf. Per Boot sind wir auch auf dem Bosporus unterwegs.

In der Altstadt und den engen Gassen verändert sich das Bild ein wenig. Hier wirkt Vieles etwas unordentlicher, in die Jahre gekommen und zum Teil weniger gepflegt. 

Istanbul hat eine lange Geschichte und entsprechend viele imposante Gebäude, die einen ganzen Stadtteil prägen. Hier ist es hoch touristisch, überteuert und es wimmelt von Besuchern – so wie in jeder Großstadt dieser Welt.
Am besten hat mir die Hagia Sophia gefallen. Sie war Kirche, Moschee, Museum – eben ein Gebäude für alle. Aktuell wird sie als Moschee genutzt. Wenn keine Gebetszeiten sind, ist sie ein lebendiger Ort für Gespräche, Rückzug, Gebet, ein Nickerchen, Besichtigungen, Fotografen, Videoaufzeichnungen… Diese Atmosphäre hat mir gut gefallen, diese Lebendigkeit gibt es in Kirchen so leider nicht.

Besonders imponiert hat mir der Besuch einer unterirdischen Zisterne. Es hatte etwas Mystisches mit all den Lichtspiegelungen im Wasser.
Der Besuch des Bazars war ein weiteres Highlight, was die Architektur anbelangt. Vom Angebot her war er mir zu touristisch. Da freue ich mich auf weitere Bazare und Märkte, auf denen auch die Einheimischen ihre Einkäufe erledigen…

Nach den Erkundungen bei über dreißig Grad bin ich so geschafft, dass ich gerade noch die Einkäufe und den Alltag im Wohnmobil erledigen kann.

Ich bin glücklich, Istanbul bereist zu haben. Allerdings hat es bei mir nicht den Effekt ausgelöst, dass ich unbedingt noch ein zweites Mal dort hin möchte. Aber das war bei meinem ersten Besuch in Rom auch so und hat sich sehr gewandelt.

Das wandernde Dorf

Seit dem 1. August sind wir nun als Wanderdorf mit 18 Wohnmobilen unterwegs. Über Tag ist jeder für sich. Abends kommen wir alle zu einem kleinen Dorf der besonderen Art wieder zusammen. Als Camper sind wir dann alle mit den selben Aufgaben beschäftigt: Einrichten, Wasser nachfüllen, Stühle und Tisch rausholen, …

Bislang gefällt mir der Wechsel von Zweisamkeit und Gemeinsamkeit, von Austausch und Rückzugsmöglichkeit, gut. Ich fühle mich aufgehoben, bin umgeben von aufmerksamen, freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Die Meetings abends dauern nicht sehr lang und enthalten die nötigen Infos für den nächsten Tag: Wohin fahren wir, was gibt es unterwegs zu sehen, welche Infrastruktur wir am nächsten Tag vorfinden (Frischwasser, Strom, Dusche…). Je weiter wir kommen, desto weniger Infrastruktur wird es geben.

Einige Abenteurer haben schon die ersten Probleme mit ihren Fahrzeugen. Auch die werden gemeinsam gemeistert. So hat sich bereits eine kontaktlose Magnetbremse verabschiedet, eine Scheibe musste nach einem heftigen Steinschlag ausgebessert werden, ein Reifenventil musste erneuert werden und in einen Reifen hatte sich eine Schraube gedreht.
Da ich immer unsere eigene Reiseleitung war, fühle ich mich einerseits deutlich entlastet, andererseits fehlt es natürlich an Flexibilität, wenn es darum geht, wie lange wir wo bleiben können, wann wir starten, etc. An die neue Struktur müssen wir uns sicher noch einige Zeit gewöhnen und unseren Tagesrhythmus anpassen.

Entlang der Schwarzmeerküste  bis nach Zentralanatolien

Zunächst fahren wir entlang der Schwarzmeerküste gen Osten. Ich hatte keine Vorstellung von der Gebirgskette, die sich südlich der Küste entlang schlängelt – seit Bulgarien mal wieder ein grüner Landstrich. 

Zwei Nächte lang stehen wir direkt am Meer auf Campingplätzen. Über Tag statten wir Orten wie Safranbolu, die zum Weltkulturerbe gehören, einen Besuch ab und erfreuen uns an der Architektur, aber auch an der Schmiedekunst, den süßen Köstlichkeiten oder auch alten Stadtteilen mit Brücken.

Dann gehts weiter ins Landesinnere. Über eine Stunde fahren wir durch eine Schlucht und werden Zeugen der zerstörerischen Kraft der Unwetter, die hier ein Flussbett haben anschwellen lassen. Die Fotos dokumentieren dies sicher sehr eindrucksvoll. Überall auf der Welt sind die Fehler unseres Handelns überdeutlich sichtbar. Es ist fraglich, ob die Ausbesserungen ausreichen. Laut Günay kommt es in dieser Region mittlerweile jährlich zu Überschwemmungen.

Unterwegs gibt es immer wieder Umleitungen, da Straßen neu gebaut oder ausgebessert werden. Als wir einmal kurz halten, um uns zu orientieren, klopft es an der Türe. Zwei Männer waren auf uns zu gerannt, in der Hand eine blaue Kiste. Ich mache die Türe auf und bin gespannt, was kommt. Einer drückt mir zwei gekühlte Gurken in die Hand, sagt, dass sie ökologisch seien, strahlt mich an und verabschiedet sich wieder. Ich bin ganz perplex und schaffe gerade noch, ein Dankeschön hinterher zu rufen.

Die Landschaft wird karger, die Bäume schwinden, ab und an sind Getreidefelder zu sehen und auch immer mal wieder Meere von Sonnenblumen.

Auffällig ist, dass Hunde in den Dörfern und Kleinstädten alleine spazieren gehen. Auch Kühe und Pferde, auf der Suche nach dem besten Grashalm, stehen manchmal unvermittelt am Straßenrand.

Nahe der Ausgrabungen von Hattuscha stehen wir für eine Nacht auf dem Campingplatz und bilden tagsüber eine lange Autokolonne durch das Freilichtmuseum. Es ist immer wieder erstaunlich, wie Menschen früher ihre Städte und Tempel errichtet haben, ohne all die Maschinen und Werkzeuge, die wir heute besitzen. Einzelne Reliefs sind gut erhalten.

Von hier gehts weiter Richtung Kappadokien. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Die Felsformationen werden bizarrer, die Farben der Felsen intensiver. Die Dörfer, durch die wir fahren sind klein. Der Unterschied des Lebensstandards gegenüber Istanbul ist krass. An den Straßenrändern liegt immer mal wieder Plastik herum, Tüten, Flaschen, … für mich ist das kein schöner Anblick. Ich kann nicht verstehen, dass das hier niemanden zu stören scheint, selbst wenn es vor dem eigenen Gartenzaun liegt. Es sind keine Massen, aber es ist für mich auffällig.
Schließlich erreichen wir den touristischen Ort Göreme, den wir bei Ankunft schon einmal weiträumig umfahren und somit einen herrlichen Blick auf die sich immer wandelnden Felsformationen haben. In etlichen Felsen gibt es Höhlenwohnungen – Fenster und Türen sind schon von weitem zu sehen.

Hier stehen wir für drei Tage auf dem Campingplatz. Für den nächsten Morgen haben wir eine Ballonfahrt gebucht. Die erste meines Lebens.

Eine andere Perspektive

Um 4.30 Uhr werden wir abgeholt, zum Platz mit den Ballonen gefahren und können zusehen, wie die Ballons abschließend mit Gas gefüllt werden. Unser Korb fasst 28 Personen. Der Korb ist unterteilt, in unserem Bereich stehen wir zu vier. Da mir der Korb bis zur Brust reicht, habe ich keine Höhenangst. Das hatte ich angenommen, aber ich war mir nicht sicher. Ich kann den 55 minütigen Flug genießen und bin sehr glücklich, dass ich mir das Erlebnis gegönnt habe. Wir steigen auf bis zu 650 Meter und legen insgesamt 15 Kilometer zurück. Der Fahrer lässt den Korb auf dem Autotrailer landen – Wahnsinn. Die Fotos sprechen sicher für sich.

Nach einem kurzen Frühstück am Campingplatz starten wir zu einer Bustour durch das Gebiet, schauen uns eine unterirdische Stadt an. Vier der acht Etagen sind zu besichtigen. Wir laufen hintereinander. Die Gänge werden immer enger, wir müssen zum Teil geduckt laufen. Es entstehen immer wieder kleine Staus. Wenn ich in engen Räumen weder vor noch zurück kann, dann bekomme ich ein beklemmendes Gefühl und merke, wie sich Angst in mir breit macht. Am tiefsten Punkt hoffe ich nur noch, dass es bald vorbei ist. Ich will einfach nur noch raus. Zum Glück werden die Gänge wieder höher und breiter. Schließlich habe ich es geschafft, bin glücklich und benötige eine gute Stunde, bis ich wieder gut durchatmen kann. Die Luft da unten ist für Asthmatiker wie mich nicht wirklich gut. Eine zweite Stadt werde ich mir definitiv nicht mehr anschauen. Die Unterwelt ist offensichtlich nichts für mich.

Während der Tour halten wir immer wieder an Aussichtspunkten und besuchen schließlich das Freilichtmuseum mit seinen Kirchen, Wohnungen und Lagerräumen.

Am frühen Abend kehren wir voller Eindrücke und sehr geschafft zurück und gehen ausnahmsweise sehr früh schafen.

Freispiel für alle

Es folgt ein freier Tag. Endlich ausschlafen, in den Tag gammeln, Fotos bearbeiten, mal Zeit zum Tippen, Waschen (letzte Waschmaschine für die nächsten Wochen), Boule spielen… und Geburtstag feiern. In den ersten neun Tagen feiern wir nun schon zum dritten Mal Geburtstag. Heute Grillen wir außerdem gemeinsam. Jeder bringt noch einen Salat oder ähnliches mit. An einer langen Tafel genießen wir den Abend gemeinsam.

In den nächsten Tagen fahren wir der georgischen Grenze entgegen, zunächst durch Ostanatolien. Hier wird viel Getreide angebaut. Auf über 1500 m erstreckt sich eine Hochebene. Wir entdecken zwei Stauseen, die nicht einmal die freundliche Mitarbeiterin von Maps kennt, die uns begleitet. Hier frühstücken wir. 

Unter Bienen

Auf dem Weg entdecke ich einen Bienenstock unterhalb der Straße. Wir halten an, ich laufe den Weg runter und werde von einer alten Frau mit Stock freundlich empfangen. Sie saß auf einem Stuhl. Hinter ihr liegt eine Matratze mit Kissen am Rande des Wegs. Da wir uns nicht richtig verständigen können, ruft sie nach einer Frau, die aus einem kleinen Gebäude kommt. Ich frage gestenreich, ob ich den Honig probieren und ein Glas erwerben könne. Sie nimmt mich daraufhin mit in die Hütte, wo ein Mann gerade mit der Aufbereitung der Warben beschäftig ist. Die beiden sind sehr gastfreundlich, reichen mir einen Löffel und lassen mich probieren. Ein Glas mit Honig darf ich schließlich auch noch erwerben. Sie laden mich ein, noch zu bleiben. Da Manfred oben an der Straße auf mich wartet, lehne ich dankend ab und bin richtig traurig, dass ich mich nicht richtig verständlich machen kann. Gerne wäre ich länger geblieben, hätte zugeschaut, mich ausgetauscht.

Back to the Rootes oder Welche ist  die nachhaltigere Art 

Während ich in Gedanken noch am Bienenstock bin, fallen mir unterwegs immer wieder Hirten mit kleinen Rinderherden auf. Manchmal sind es nur zehn Tiere, die von Hirten über die Felder getrieben werden. Einerseits habe ich das Gefühl, mich auf einer Zeitreise zu befinden, wenn ich das sehe. Andererseits muss ich unmittelbar an die Massentierhaltung bei uns denken. Die wird es hier sicher auch geben, aber in diesem Landstrich offensichtlich nicht. Je länger ich den Gedanken bewege, komme ich zu der Erkenntnis, dass Massentierhaltung irgendwie rückständig ist und wir wieder zu natürlicher Tierhaltung zurückfinden und unseren Fleischkonsum extrem einschränken sollten. 

Umgeben von Doktorfischen

Unser letzter Stellplatz mit Infrastruktur ist auf dem Gelände eines Thermalbads. Zum Bad gehört auch ein Hotel. Einige Besucher nutzen die Bäder für Anwendungen gegen Hautkrankheiten. Nach der offiziellen Schließung der für Frauen und Männer getrennten Thermalbecken, wird das der Männer für unsere Gruppe hergerichtet und wir erhalten die Möglichkeit, uns für zweieinhalb Stunden von Fischen gesund knabbern zu lassen. Kleine Welse und Putzfische setzen sich auf die Haut und fressen die Schuppen weg, sobald man still sitzt. Zunächst ist es ein komisches Gefühl, angeknabbert zu werden. Manchmal kitzelt es etwas. Aber schließlich tritt Gewöhnung ein und es ist einfach nur schön, sich für über eine Stunde einfach ins warme Wasser zu legen und die Fische bei der Körperpflege im klaren Wasser zu beobachten und gleichzeitig mit den Mitreisenden über die Eindrücke des Tages zu plauschen.

Ein Feuerwerk der Farben und Formen zum Abschied

Die letzten zwei Tage in der Türkei nähern wir uns mit großen Schritten der Schwarzmeerküste. Zunächst fahren wir weiter durch das gebirgige Ostanatolien – meist auf einer Hochebene. Auf 2000 Meter übernachten wir mit Blick auf einen Stausee und erreichen unseren Platz über eine Schotterpiste. Ein Bauern ziehen mit ihrer Rinderherde und dem traditionellen Hütehund, einem Kangal, an uns vorbei. 

Bis zur georgischen Grenze durchfahren wir erneut die Gebirgskette südlich des Meeres entlang eines Flusses, der zunehmend gestaut wird. Bizarre Scheinformationen in verschiedenen Farben bilden atemberaubende Schluchten.
Nachdem wir eine gute Stunde einen Tunnel nach dem anderen durchfahren haben, erreichen wir die bewaldete Küstenregion und steuern bei drückend warmem Wetter auf die Küste bei Hopa zu. Bereits ab Hopa zeichnet sich die nahende Grenze zu Georgien ab. Nordwärts reiht sich ein LKW an den anderen. Es ist kaum noch ein Platz am Rande der Straße frei. Überall stehen die Fahrer in Grüppchen und plauschen oder versorgen ihre Fahrzeuge. Bei Batumi wimmelt es dann von Fahrzeugen aller Art. Reisende laufen mit und ohne Gepäck wie in einem Bienenstock umher. Die Anspannung bezüglich des Grenzübergangs ist spürbar.

Von der Freundlichkeit und Offenheit der Menschen überwältigt

Es war mein erster Aufenthalt in der Türkei. Ich habe das Land neugierig und ohne viel Vorwissen bereist. Überwältigt hat mich die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen. Überall wurden wir freundlich aufgenommen, mit einem Lächeln begrüßt. Unglaublich auch, wie zuvorkommend wir in den Geschäften und an Tankstellen bedient wurden. Immer wieder bekamen wir Kleinigkeiten geschenkt oder zum probieren angeboten. Eine Kultur, die es leider bei uns in Deutschland nicht in der Form gibt.

Die Schönheit der Natur hat mich ebenfalls überrascht. Sie war unglaublich abwechslungsreich – satte Wäldern und grüne Wiesen, karge Landschaft und verspieltes Gestein, Küstenregion und Kornkammer.

Irgendwie habe ich jedoch keinen Zugang zu der Art zu Leben bekommen. Vieles ist mir fremd geblieben. In ärmlichen Gegenden lag immer wieder Müll, insbesondere Plastik, herum – obwohl des ausreichend Abfalleimer gab. Das ist etwas, was ich nicht verstehe und was bei mir Unwohlsein hervorruft. 

Zudem kommen wir jetzt in Länder, in denen wir die Schrift nicht mehr lesen können. Wenn wir also irgendwo vorbei fahren und neugierig sind, was sich hinter dem Gebäude, der Firma etc. wohl verbirgt, bedarf es jeweils einer Recherche, da wir die Schrift nicht mehr lesen können. Auch, wenn es klar war, dass das auf dieser Reise schnell so sein würde, fördert es für mich das Fremdsein zusätzlich. 

Wenn ich die Türkei das nächste Mal bereise, dann definitiv nicht im Hochsommer. Mein nächster Aufenthalt wird im Herbst sein, wenn ich nicht bei jeder Erkundungstour stets auf der Suche nach dem besten Schattenplatz bin.

Saradevi

Mingrelien, 14.08.2022

Kappadokien aus dem Ballon

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Chris

    Es macht mir sehr viel Freude mit euch zu reisen

    1. saradevi

      Liebe Chris,
      das freut uns sehr. Musste gerade daran denken, dass Manfred seine ersten Schritte ins Camperleben in Irland in eurem Womo gewagt hat. Liebe Grüße aus Georgien sama

  2. Gerd Grauvogl-Bruns

    Ein spannender und sehr interessanter Bericht über eure Türkei-Etappe. Ich habe es sehr genossen.
    Grüße aus Bayern, wo wir eine Woche zur Erholung verbringen.

    1. saradevi

      Lieber Gerd,
      wir wünschen euch ein paar entspannte Tage in Bayern. Wir freuen uns über deine Begleitung uns sind schon sehr neugierig darauf zu erfahren, ob du in den nächsten Ländern eher ähnliche oder andere Erfahrungen gemacht hast.
      Liebe Grüße aus dem Osten Georgiens
      sama