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“Was fühlst du?” statt “Wie geht es dir?” – 7Mind Impuls (KW 5)

Sich gegenseitig begreifen lernen, ist die größte Kunst des Lebens.

Friedrich Max Müller

Im 7Mind Impuls der fünften Kalenderwoche wird  angeregt, das Gegenüber zum Beginn eines Gespräches lieber “Was fühlst du?” anstatt “Wie geht es dir?” zu fragen und somit einen tiefer gehenderen Start zu erlangen.

In Zeiten von Corona ist das so eine Sache mit den Kontakten. Hier auf Texel treffe ich aktuell niemanden und mein Niederländisch wäre für eine solche Unterhaltung wohl auch nicht gut genug.

In der besagten Woche habe ich lediglich zwei Telefonate geführt, in denen ich mit dieser Frage hätte das Gespräch eröffnen können. Dennoch habe ich es nicht getan.

Ich finde, dass es sich komisch anhört, ein Gespräch so zu beginnen. Einige kämen vermutlich auch auf die Idee, dass sei typisch sozialpädagogisch, auch wenn es das gar nicht unbedingt ist.

Ob eine Frage zur Floskel verkommt – dafür tragen wir die Verantwortung…

Irgendetwas in mir hat sich zudem gestreubt. Und das liegt nicht daran, dass es mich nicht interessiert, was mein Gegenüber gerade fühlt. Wer mich kennt, der weiß, dass ich hier sogar ganz gezielt nachfrage…

Aber ich frage das nicht “global zu Beginn ab”. Vielmehr zeigt es sich im Gesprächsverlauf, was mein Gegenüber, oder auch ich selbst, preisgeben möchten und in welchen Belangen es passend ist, danach zu fragen.

Manfred frage ich zum Beispiel fast täglich morgens, wie er sich fühlt, und über Tag immer mal wieder, was er fühlt, da er bei dem nasskalten Schmuddelwetter häufig Herzprobleme bekommt. Das bezieht sich dann natürlich ausschließlich auf die Gesundheit.

Über Tag sind es dann verschiedene Situtationen, in denen ich frage, was er fühlt oder ich mich auch vergewissere, ob er gerade das gleiche fühlt.

Wie erfahrbar machen wir uns?

Zu wissen, was oder wie der andere fühlt, ist für mich eine unverzichtbare Grundlage für einen Dialog. So kann ich Äußerungen besser einordnen und den anderen besser begreifen. 

Dass dieses Begreifen eine größere Kunst ist, sieht man ja schon allein daran, dass wir über Formulierungen diskutieren.

Mich und andere zu begreifen, ist für mich elementar. Es gelingt natürlich nicht immer und hinzu kommt, dass wir uns ja ständig verändern und die Auseinandersetzung nicht aufhört.

Seit fast zwei Jahren arbeite ich nun schon nicht mehr. Das hat vielfältige Veränderungen mit sich gebracht und jetzt, in Zeiten von Corona, kommen weitere hinzu. Vor diesem Hintergrund fasziniert mich, einen Wandel an mir wahrzunehmen.
Ich fühle mich zum Beispiel so gut wie nie unter Druck oder gestresst, bin dafür jedoch viel dünnhäutiger, wenn es um meine vier Wände und meine Sachen geht.

Es ist gerade ein bisschen so, als lerne ich mich in Nuancen immer wieder neu kennen.

Saradevi, 06.02.2021

Wie geht es dir mit dem Vorschlag, ein Gespräch mit der Frage: “Was fühlst du?” zu beginnen? Wie kannst du dich und dein Gegenüber am besten begreifen?

Wir freuen uns auf den Austausch mit dir...