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2. Etappe: Maine bis Georgia, 24. September - 11. November 2019

Mehr als zwei Sender?

Everyone’s busy being somebody – jeder ist damit beschäftigt jemand zu sein!

In der letzten Woche haben Manfred und ich uns in Brookline den sehr inspirierenden Film „Becoming Nobody“ von Jamie Catto angeschaut, eine Dokumentation über das Leben und Wirken von Ram Dass sowie ein Gespräch mit dem bald 90-Jährigen. Im Untertitel heißt es: Everyone’s busy being sombody – jeder ist damit beschäftigt jemand zu sein.

Im Verlaufe des Films wird eine Sequenz aus einem Vortrag von Ram Dass eingespielt, in dem es um die Wahrnehmung geht. Ram Dass, ehemals Psychologie-Professor an der Harvard-Universität, stellt die These auf, dass die meisten Menschen nur zwei Programme ansehen würden – er bedient sich hier der Analogie zum TV. 

Auf Sender eins empfangen wir den physischen Körper unserer Mitmenschen, sprich wir nehmen wahr wie sie aussehen. Auf Sender zwei schauen wir uns die Menschen in ihren Rollen und mit ihren Eigenschaften und Geschichten an – wie sie interagieren, wie es ihnen geht…  Die meisten Menschen würden mit diesen zwei Programmen glücklich sein und so beschäftigt, dass kein Platz für weitere Sender wäre – so Ram Dass. Dabei würde es unzählige weitere Programme geben. 

Auf anderen Sendern würden wir uns selbst und andere beispielsweise in anderen Zusammenhängen sehen können, jenseits aller Unterschiede und ohne die Verpackung mit ihren Maskierungen, in die wir hineingeraten sind. Dadurch hätten wir die Möglichkeit, uns selbst mit Abstand zu betrachten, von außen, mit reiner Bewusstheit. 

Diese anderen Bewusstseinsebenen könnten wir empfangen, seien aber zu beschäftigt mit Sender eins und zwei. 

Sehr alte und sterbende Menschen hingegen hätten häufig Zugang zu weiteren Sendern, weil Programm eins und zwei für sie nicht mehr so bedeutsam wären – ihn, Ram Dass, hätten diese Menschen immer sehr fasziniert und interessiert. Von ihnen könne man viel lernen.

Seither frage ich mich, wie ich durchs Leben gehe, was ich wahrnehme und womit ich mich beschäftige. Was sehe ich in meinem Gegenüber? Das Aussehen, die Geschichte, die Rolle? Kann ich mehr wahrnehmen? Was nehme ich von mir wahr? In wieweit kann ich mich von außen betrachten, auf einer Art Metaebene und wie weit möchte ich da gehen? Wer betrachtet da eigentlich? Ist das das reine Bewusstsein?

Ist das „jetzt.einfach.sein“ jenseits von Sender eins und zwei zu finden?

Der Admin Modus

Jean Pierre (s. Antworten auf den Fragebogen) spricht von einem Admin Modus, in dem man sich seiner Meinung nach befindet, wenn man jetzt.einfach.ist und Dinge verändern will.

Wie können wir, wenn wir wollen, mehr von uns und anderen wahrnehmen bzw. empfangen als nur die äußeren Hüllen und aktuellen, sich zum Teil wiederholenden Geschichten?

Ich erlebe immer wieder Momente, auch jenseits von Sprache oder Nationalität, in denen ich Menschen in die Augen schaue und auf die eine oder andere Weise verstehe. Momente in denen ich Gefühlsausdrücke wahrnehme, die ich kenne, die universell sind. Momente, in denen ich mich mit Menschen  anders verbunden fühle, ohne sie zu kennen, weil wir in diesem Moment gerade am selben Ort sind, das selbe machen… 

Und das alles geschieht immer in kurzen Augenblicken, in Momenten, in denen ich aufmerksam und wach bin und nicht beschäftigt mit Plänen, Rückblicken, Phantasien…

Und wer mich kennt weiß, dass ich die Königin des Planens bin – offensichtlich lenke mich wohl mit der ganzen Planerei häufig von dem ab, was gerade wirklich um mich herum passiert. 

Wie ist das bei dir?

Kannst du mit dem Bild der Sender oder mit dem Begriff Admin Modus etwas anfangen? Wie würdest du deine Erfahrungen mit dem Jetzt beschreiben?

Was ist deine Quelle der Inspiration, wenn es darum geht, im Jetzt zu sein?Ich freue mich, darüber mit dir „ins Gespräch“ zu kommen! 

Saradevi
Pittsfield, 16.10.2019

Wir freuen uns auf den Austausch mit dir...

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Ute

    Hallo liebe Sabine,

    ich weiß überhaupt nicht, was AdminModus ist.

    Für mich ist im “jetzt” Musik und Natur. Oder anders gesagt, da komme ich bei mir an.

    Gestern war ich zwei Stunden (mit Köter) spazieren, am Rhein-Herne-Kanal und die herbstliche Natur hat mich gefangen. So viel Schönheit.
    ….glücklich gemacht, entspannt, den Kopf geleert??? Ich finde da gerade nicht den passenden Ausdruck.
    Die Farben der Blätter, das Wasser, es wurde gerade dunkel, von den dunklen Bäumen auf die noch hellen offenen Wiesen.
    Ins Freie gehen und sich so fühlen.

    Heute ist wieder alles anders. Das rothaarige Mädchen/Frau macht irgendwie nur Mist und mir ziemlichen Kummer. Mal wieder.

    Werde zur Klarinette greifen und mich mit Herrn Baermann vergnügen (der hat mein aktuelles Lehrbuch geschrieben).
    Obwohl er schon so 200 Jahre tot ist, macht er mich glücklich.

    Mich Meta betrachten, finde ich doof.

    Seit 2007 mache ich immer mal wieder Hospizarbeit und habe sterbende Menschen begleitet.
    Ich denke, wenn sie nicht mehr reden wollen oder können, haben sie ein Gespür für andere (Sender?) Seiten von Begegnung.

    Euch beiden weiter eine gute Zeit!

    1. saradevi

      Liebe Ute,
      wie schön von dir zu lesen. Was ist genau der Admin Modus. Die Frage kann nur Jean Pierre genau beantworten. Meine Interpretation ist, dass er sich dann in einem Zustand befindet, in der er bewusst Dinge verändern kann, also agiert statt reagiert. Der Admin Modus ist allen übergeordnet und hat damit eine zentrale Funktion, steuert sozusagen alle anderen.
      Mit der Natur geht es mir genauso wie dir. Heute habe ich auch wieder in ihr “gebadet”. Wir waren in einem sehr schönen Skulpturen-Garten. Die Verbindung von Art und Natur fand ich grandios. Da geht mir das Herz auf und ich sauge jeden Moment auf. “Ins Freie gehen und sich so fühlen” finde ich eine tolle Beschreibung.
      Grüße mir deine Klarinette – wie schön, dass du nach wie vor so regelmäßig spielst. Was macht das Sax?
      Den Kummer einzuladen, wie Rumi es in seinem Gasthaus machen würde? Nicht so leicht finde ich. Aber wahrscheinlich gehört er genauso mit an den Tisch wie die Freude und die Freiheit.
      Liebe Grüße aus dem Staate New York. Heute durften wir die Skyline von Manhattan schon aus der Ferne betrachten. Morgen nehmen wir an einer meditativen Hikingtour der Insight Meditation Sociaty NY teil und dann geht es in die Stadt, die niemals schläft.
      Liebe Grüße und auf bald
      saradevi

  2. mmk

    liebe u.,
    kurz vor new york lese ich interessiert deine zeilen. bin gespannt, wie s. den adminmodus beschreibt. für mich bedeutet er u.a., ein alleschecker sein zu wollen…
    mit eurer/unserer süßen kleinen ist es wie achterbahnfahren. wünsche dir und ihr den umstieg aufs kettenkarussel oder was sonst so gefallen könnte! aber: erinnere dich an rumi und seine verse vom gasthaus…
    achtsame grüße
    manfred

  3. Ute Urban

    Hallo Ihr Lieben,

    hoffentlich geht es von der Achterbahn nicht ins Gruselkabinett.
    Jetzt ist gerade Kontaktabbruch von ihr, sehr schade.

    Das Saxophon macht schon sehr nette Töne, leider nur das kleine Altsaxophon, das geliebte große macht meinem Rücken Probleme.

    Diese Stadt soll laut sein. Bin auf eure Eindrücke gespannt.

    liebe Grüße

    Ute

    1. saradevi

      Liebe Ute,
      manchmal schützt ein Kontaktabbruch auch – war bislang ja nie endgültig, oder?
      Gibt es für große Saxophone keine Ständer, die du während des Spielens benutzen kannst?
      Morgen nehme ich mir die Zeit, um ein wenig von mir und auch von New York zu berichten… nach New York und Philadephia lassen wir es jetzt auf einer kleinen Insel direkt am Meer etwas ruhiger angehen!
      Nur soviel schon vorweg: Ja, schon sehr laut, aber auf jeden Fall eine Reise wert. Es war ja schon mein drittes Mal innerhalb von 25 Jahren.
      Mit deiner Frage im Gepäck habe ich vielleicht sogar noch mehr auf mein Gehör geachtet. Es war ein dauerhafter Klangteppich (um es mal nett auszudrücken) mit partiellen Geräuschen on top. Aber selbst, als ich am zweiten Abend um kurz nach Mitternacht mit dem Fahrrad über den Platz zum Trockner gefahren bin, war der Teppich noch da!
      Dir eine gute Nacht. Hier ist jetzt Nachmittag – ich werde jetzt kochen.
      Liebe Grüße
      Saradevi