You are currently viewing Gelebte Dankbarkeit?
5. Etappe: Kuba, 26. Dezember 2019 - 22. Januar 2020

Gelebte Dankbarkeit?

Wie ich Dankbarkeit aktuell lebe, beschäftig mich seit ungefähr zwei Wochen. Vorausgegangen ist die folgende Situation: 

Ich sitze in einem Café. Manfred ist zur Toilette, unsere Bestellung bereits aufgegeben. Interessiert lasse ich meinen Blick schweifen, schaue mir die Szenerie an. Mein Blick bleibt an einem älteren Pärchen hängen, das nach uns gekommen ist. Die beiden sitzen sich an einem Zweiertisch gegenüber. Als ich hinüberschaue, beugt sich der Mann leicht über den Tisch, umfasst die Unterarme seiner Frau mit beiden Händen, so dass diese mit seinen Unterarmen parallel auf dem Tisch ruhen. Schließlich guckt er sie kurz an und beginnt zu sprechen. Ich bin irritiert, bis ich begreife, dass er betet. Irritiert hatte mich, dass er sichtlicht nicht zu ihr sprach. Nach ein paar weiteren Worten lösen die beiden die Haltung und begeben sich an ihr Sandwich.

Die 1000 Wege der Dankbarkeit

Mir liegt es fern, auf eine solche Art im Café zu beten. Noch während ich mich von den beiden abwende, bemerke ich, dass mich die Szene auf eine Art berührt hat. Das Gebet wirkte nicht hohl oder daher gesagt. Aus der Haltung war tiefe Dankbarkeit zu entnehmen.

Seit einigen Jahren bin ich mir mehr und mehr bewusst geworden, wofür ich dankbar bin in meinem Leben. Vielleicht ist es die Geste der Dankbarkeit, die mich angesprochen hat. Gerade die Erfahrungen der letzten Wochen haben das Thema weiter vertieft. Mir ist einerseits noch einmal mehr bewusst geworden, in welchem Reichtum ich lebe. Andererseits hat mich das Leben auf Kuba gelehrt, dankbar für das zu sein, was gerade verfügbar ist und daraus das beste zu machen.

Während ich noch so in Gedanken versunken bin, bringt die Bedienung Streuselkuchen und Cappuccino. Ich halte einen Moment inne und bin dankbar für all die Menschen in ihren jeweiligen Zusammenhängen, die dazu beigetragen haben, dass ich diesen leckeren Kuchen hier auf unserem Zwischenstopp essen kann.
In diesem Moment nehme ich mir vor, kurz vor Beginn eines jeden Essens inne zu halten und mir das ins Bewusstsein zu rufen. Innerhalb meiner Achtsamkeitspraxis hatte ich mir das schon einmal vorgenommen, aber nicht so konsequent umgesetzt, wie ich es mir wünschen würde. Vielleicht fehlt dazu ein Ritual?

Dann kommt Manfred zurück und verwickelt mich in ein Gespräch mit ganz anderem Thema. So ist Leben…

Dankbar sein …

Wofür bist du dankbar? Findest du Rituale der Dankbarkeit sinnvoll? Praktizierst du welche?

Magst du deine Gedanken teilen?

Liebe Grüße aus der Wüste
Saradevi 

Terlingua, 24.02.2020

 

Wir freuen uns auf den Austausch mit dir...