Die Überwindung der Corona-Lethargie
Kurz nach meinem letzten Blog-Beitrag bin ich für einen Monat nach Texel aufgebrochen. Nach ein paar Tagen stellte sich heraus, dass Manfred aufgrund von Arztterminen nicht nachkommen konnte.
Erstmals seit Jahren war ich also für einen Monat ganz allein und konnte ohne festes Programm tun und lassen was ich wollte. Eine super Möglichkeit also, herauszufinden, was ich wirklich möchte.
Und so gammelte ich zunächst herum, machte die Nacht zum Tag, schaute bei tagelangem Regen viel Fernsehen, konsumierte eine Nachrichtensendung nach der anderen, war bei diversen Pressekonferenzen live dabei, lebte ohne Rhythmus, ging kaum vor die Türe und ernährte mich auch nicht immer gesund. Ich fand es toll, mich einfach mal nur gehen zu lassen. Damit habe ich bislang kaum Erfahrung in meinem Leben sammeln können.
Nach gut einer Woche bemerkte ich jedoch zunehmend, wie ich täglich träger und auch unzufriedener wurde. So zu leben ist mal ganz schön, aber für immer? Nein, das ist nichts für mich.
Wie gut, dass ich im Prinzip weiß, was mir gut tut und entsprechend für mich sorgen kann. Ich “verordnete” mir also ein Programm, um mich wieder lebendiger zu fühlen und zu Kräften zu kommen. Und so meditierte ich wieder täglich, praktizierte Yoga und diverse Atemübungen. Zudem machte ich jeden Morgen eine Nasenspülung, tagsüber ein paar Kraftübungen, kochte frisch, ernährte mich gesund und spielte auf meiner Hang. Wenn es das Wetter zuließ, stärkte ich zudem meine Ausdauer draußen in den Dünen. Hier auf Texel sehne ich mir die Sonne des Südens aus dem letzten Herbst/Winter herbei. In die Kälte hinaus zu gehen, kostet mich immer wieder viel Überwindung…
Das alles hat meinen Schweinehund zunächst sehr gefordert, nach und nach spürte ich mich jedoch wieder lebendiger und kraftvoller und es begann mir Spaß zu machen, mich um mich zu kümmern.
Mein so genanntes Programm verschlang irgendwie ziemlich viel Zeit, aber da es mir zugute kam, habe ich alles andere in die zweite Reihe verwiesen. Und das war gut so.
Zwischenzeitlich achte ich drauf, dass ich etwas von dem in den “normalen Alltag” zu zweit rüber rette, aber auch Phasen im Verlaufe einer Woche habe, in denen das Sich-gehen-lassen Programm ist. Auf den Mix kommt es an und der muss immer wieder neu erfunden werden…
Neues im Blog
Unsere Blogseite, auf der du jetzt gerade bist, habe ich etwas angepasst und die vielen tausend Fotos unserer Reise neu aufbereitet. Wir haben die Tour jetzt nach Etappen geordnet und unsere Fotos zusammengetan und neu betitelt. Das hat ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen, auch wenn es erst einmal gar nicht auffällt…
In naher Zukunft bereiten wir einige vergangene Reisen auf. Diese werdet ihr dann unter dem Punkt “Reisen” finden.
Im Januar werden wir auch das Newsletter-System umstellen. Dazu werdet ihr noch eine Extramail erhalten.
Außerdem verschwindet der gesonderte Ordner mit Fotos. Fotos findet ihr dann in eigenen Blogbeiträgen. Die werdet ihr Anfang des Jahres direkt auf der ersten Seite ansehen und filtern können.
Stay at home
Gleichwohl Corona viel Zeit und Energie verschlingt, weil ich schon irgendwie up to date bleiben möchte, so lebe ich zweitweise irgendwie coronafrei. Hier auf Texel habe ich in dem Monat lediglich Edith und Martin getroffen und von Corona in meinem Alltag glücklicherweise kaum etwas zu spüren bekommen.
Im Ruhrgebiet treffe ich mich lediglich mit der engsten Familie. Freunden begegne ich, wenn überhaupt, dann spazierend. Das ist auch eine schöne Erfahrung – so oft habe ich mich in den letzten Jahren nie zum Spaziergang verabredet…
Da wir ja nicht im Haus bleiben müssen, wie andere in Europa, haben Manfred und ich in den letzten Wochen viele Spaziergänge gemacht. In Dinslaken lernten wir Straßenzüge und Wege kennen, die wir ohne Corona nie entdeckt hätten.
Für die nächsten Wochen haben wir uns vorgenommen, täglich mindestens eine Stunde spazieren zu gehen. Heute waren es sogar mehr als zwei. Das tut gut. Hier ist Manfred mein Motor… allein würde ich sicher nicht bei Wind und Wetter vor die Türe gehen.
Ansonsten erfreue ich mich daran, dass ich mich sowohl in der Wallstraße wie auch auf Texel sehr wohl fühle und glücklich bin, an zwei so unterschiedlichen Orten ein Zuhause zu haben, in dem ich jeweils gut sein und bleiben kann.
Eine Bildergeschichte
Die unten abgebildeten Fotos geben einen kleinen Einblick in die letzten Wochen. Es sind meist Schnappschüsse, die ich gemacht habe, um von mir und meinem Leben zu erzählen… klicke einfach darauf und erfahre mehr.
In den nächsten Tagen halte ich – gemeinsam mit Manfred – noch etwas Rückschau auf das vergangene Jahr und ab Januar werde ich euch wieder Anteil nehmen lassen an meinem Sein mit dem wöchentlichen Achtsamkeitsimpuls. In diesem Jahr habe ich wieder einen Kalender ergattern können…
So, jetzt muss ich aber Kochen, sonst kommt das Essen zu spät auf den Tisch.
In diesem Sinne, bis die Tage. Bleibt schön negativ und vor allem gesund…
TX, 30.12.2020
Saradevi
Gutes Leben in 2021, das wünsche ich Dir und natürlich auch Manfred!
Die Kunst, das Leben zu genießen, hast Du in meinem Verständnis schon sehr bewusst verinnerlicht.
Ich arbeite daran…
Reiner
Lieber Reiner,
lieben Dank für deinen Kommentar. Ich freue ich immer, im Austausch zu sein.
Über deine Antwort habe ich jetzt lange nachgedacht und bin mir immer noch nicht sicher, was ich dir antworte bzw. ob ich die Kunst tatsächlich schon verinnerlicht habe.
Seitdem ich Yoga praktizier und mit meiner Achtsamkeitspraxis begonnen habe, hat sich meine Sicht auf die Welt, mein Haltung zu vielen Dingen und nachfolgend auch meine Art zu leben sehr verändert. Schleichend, aber stetig. Hinzu kommen die Erfahrungen der Reisen, mit wenig auskommen zu können und dass es immer einen Weg gibt, wie aussichtslos so manche Situation auch scheint. Die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen unterwegs, überall auf der Welt. Natürlich auch meine Arbeit, die ich sehr geliebt habe. Die Menschen mit denen ich Zusammenarbeiten durfte, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben. All das habt meinen Focus und meine Zuversicht verändert und auch den Mut etwas Altes loszulassen und Neues auszuprobieren… meinen Weg zu gehen und das für mich Richtige zu tun.
Ein Higlight auf dem Weg war in Ergänzung zur MBSR-Ausbildung die Woche mit Chris Germer und Kristin Neff hier in Holland. Die beiden sind Amis und haben ein Achtsamkeitsprogramm zum Selbstmitgefühl entwickelt. Ich bin dankbar, das Programm mit ihnen durchlaufen zu haben – auch, wenn es auf Englisch war. Die Anleitung war klasse, völlig unaufgeregt und sehr alltagsnah. Wie sie mit den vielen Fragen und Bemerkungen umgegangen sind, hat mir besonders imponiert. Eingige der meditaiven Impulse baue ich bis heute täglich in meine Meditation ein. Eine Erinnerung für das Mitgefühl mir gegenüber trage ich am Arm. Vielleicht erinnerst du dich an das magenta-farbene Bändchen. Es trägt die Aufschrift: self-compassion.it
Aus dem Programm kann sicher jeder seine/ihre Essenz ziehen und davon profitieren. Wir waren damals TN aus mehr als zwanzig Nationen von allen Kontinenten. Und doch gab es so viele Gemeinsamkeiten. Menschen ticken überall gleich und haben ähnliche Themen, auch wenn alle sicher einen anderen Zugang hatten. Aber jetzt komme ins Erzählen…
Ja, ich genieße das Leben – muss mich aber immer neu erinnern, dass es auch so sein sollte. Auch Verinnerlichung will erhalten bleiben.
Ich bin mir sicher, dass deine “Arbeit” fruchtbar ist und sein wird.
Pass auf dich auf.
Liebe Grüße, natürlich auch an Vero
Sabine