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7. Etappe: Texas, 07. Februar - 01. März 2020

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Erst heute melde ich mich zurück von sechs Wochen durch Kuba und Costa Rica. Gut ein paar Tage habe ich gebraucht, um anzukommen, mich erneut einzurichten und erst einmal durchzuatmen. 

Es ist schön wieder zuhause zu sein, in den eigenen vier Wänden, so nah sie auch zusammenstehen. Ich habe mich auf unsere weniger als 10 qm Lebensraum sehr gefreut und genieße gerade jeden Zentimeter, während ich aus dem Fenster auf den Canyon Lake südwestlich von Austin schaue. Aber jetzt der Reihe nach.

Auf zur Magsasay Jungle Lodge

Letztmalig geschrieben hatte ich kurz vor unserer Abreise in den Dschungel. Ich war sehr gespannt, was mich erwartet. Wir wurden von einem Traktor mit offenem Anhänger die letzten 12 km hin zu unserer Lodge gezogen. Auf dem Hinweg mussten wir einmal aussteigen, als es über eine schlammige Brücke ging. Auf dem Rückweg schaffte es der Traktor nicht, gemeinsam mit uns im Gepäck, den vom Regen matschigen Berg hochzufahren. So sind wir ein Stück gelaufen und dann wieder zugestiegen. 

Unsere Lodge, ein schlichtes, zweigeschossiges Haus, hat mir sehr gefallen. Umgeben von einem großen, wunderschön angelegten Garten, an einem Fluss gelegen, ist es das letzte Haus am Ende des Weges. Manfred und ich haben ein Eckzimmer bezogen, das über die große Terrasse auf der oberen Etage zu erreichen war. Aus unseren Fenstern blickten wir in den Dschungel bzw. auf Garten und Fluss. Vier Badezimmer standen der Gruppe zur Verfügung – das war für die zwei Nächte völlig ausreichend.

Der große Gruppenraum nebst Küche füllte die untere Etage fast völlig aus. Hier haben wir gegessen, uns zusammengesetzt oder getanzt. Bekocht wurden wir von unseren Gastgebern. Mittags und abends gab es jeweils eine große Auswahl an Gemüse und anderen Beilagen und immer auch Hähnchen, Fisch oder Rind- bzw. Schweinefleisch sowie einen Nachtisch. Zum Frühstück wurden wir mit der typischen Auswahl an Früchten, Pancakes, Toast und Aufstrich verwöhnt. Am zweiten Tag haben wir zwischendurch unter Anleitung unsere eigenen, mit Hühnchen gefüllten, Empanadas gebacken. Verhungert sind wir folglich nicht…

Im Sarapiquí Valley

Die Abgeschiedenheit des Regenwaldes hier im Sarapiquí Valley habe ich sehr genossen. Allerdings habe ich mir unter Dschungel etwas anderes vorgestellt. Wie schon so oft auf unserer Reise, so durfte ich auch hier feststellen, dass es zwischen meiner Vorstellung und der Wirklichkeit den einen oder anderen Unterschied gibt. Aber gerade das macht diese Reise, wie Reisen überhaupt, ja auch aus.

In meiner Vorstellung ist der Dschungel eine undurchdringbare Welt voller Flora und Fauna und „gefährlicher“ Tiere in absoluter Abgeschiedenheit. Dass es hier angelegte Wege geben würde, eine kleine Pfeffer-Plantage, umzäunte Pferde- und Rinderweiden, das hatte ich nicht vermutet. Aber wir haben ja auch nur den Randbereich wahrgenommen.

Wir hatten eine tolle Zeit im Sarapiquí Valley, haben auf der Nachtwanderung und der Vogelbeobachtung in aller Herrgottsfrühe (Tante Karin, der frühe Vogel hat hier tatsächlich den Wurm gefangen) etliche Tiere antreffen können, sind durch entlegene Landstriche geritten, die sonst kein Tourist zu Gesicht bekommt, wurden im Salsa angeleitet und haben abends gemütlich am Lagerfeuer zusammengesessen.

Einem Basilisken beim Laufen über das Wasser zusehen

Von der Lodge ging es weiter nach Tortuguero, unserer zweiten Dschungelstation, die nur mit dem Boot zu erreichen war. Die einstündige An- und Abfahrt waren schon kleine Abenteuer für sich. Tortuguero liegt auf einer Landzunge zwischen Karibikküste und Lagune. Hier gibt es einen Nationalpark, den wir zu Fuß und per Boot erkundet haben.

In Tortuguero fahren keine Autos. Wer sich fortbewegen möchte, nimmt ein Rad, die Rikscha, ein Boot, die herkömmliche Variante zu Fuß oder paddelt, wie wir am zweiten Tag. 

Drei Stunden sind wir im Kayak unterwegs gewesen – angeleitet von einem Guide. Ohne ihn hätte sicher keiner von uns wieder aus diesem Dschungel herausgefunden. Noch nie bin ich in solch schöner Umgebung gepaddelt, vorbei an vielen Vögeln, Chamäleons, Basilisken, Affen, Schlangen, Wasserschildkröten und Kaimanen.

Auf den Wellen des Lebens

An den zwei letzten Tagen unserer Reise haben wir an der Karibikküste in Puerto Viejo de Talamanca ausgespannt und sind noch einmal ausgiebig geschwommen. Wer weiß, wann das Wasser wieder so warm ist, dass selbst wir uns ins Meer trauen…? Ich habe sogar erstmalig an einer Stunde im Wellenreiten teilgenommen und muss gestehen, dass es sehr anstrengend war.

Ich bin glücklich, dass wir die Reise nach Costa Rica im Anschluss an Kuba gemacht haben und auch, dass wir mit einer Gruppe gereist sind. Alleine hätten wir in so kurzer Zeit sicher nicht so viel zu sehen bekommen. Alles war super geplant und hat reibungslos funktioniert. Dank unserem Reiseführer Eddie haben wir viel über Land und Leute erfahren. 

Eddie, du hast die Tour mit deinem individuellen Stempel versehen. Lieben Dank für deine ruhige und hilfsbereite Art. Wir konnten von deinem reichen Wissen profitieren und sogar deine Heimatstadt kennenlernen. Imponiert hat mir darüber hinaus, dass du alle wichtigen Infos, u.a. Öffnungszeiten von Bäckereien, Lebensmittelläden etc. sowie Kosten und weitere Infos im Kopf hattest und auch mit ansagen konntest, auf welcher Toilette das Papier mitgebracht werden muss 😉
Und auch ein Dankeschön allen aus unserer Gruppe. Ihr habt die Reise für mich auf eure Art bereichert. Mit einer gemischten, englischsprachigen Gruppe zu reisen, das ist schon eine besondere sprachliche Herausforderung für mich. Ich würde es jedoch auf jeden Fall noch einmal machen. Thank you guys 😘 – Pura vida!

Alles hat seine Zeit

Von meiner Konstitution gehöre ich ganz sicher in südliche Gefilde. Meine allergischen Reaktionen und die tropfende Nase waren nun für viele Wochen wie weggeblasen. Von morgens bis abends ohne zu frieren draußen sein zu können, bedeutet für mich Leben pur. Wie schön, dass das nun fast drei Monate Alltag war.

Jetzt ist erst mal Schluss mit frischen, exotischen Früchten, die ich zum Teil bei uns auf der Ladentheke noch nicht gesehen habe sowie frisch gepressten Säften. Ich hätte mich glatt dran gewöhnen können, so gern wie ich Obst allein schon zum Frühstück esse.

Und auch die karibische, exotische Andersartigkeit der Landschaft, an der ich mich nicht sattsehen konnte – auch sie muss ich zurücklassen – loslassen,  auch, um wieder offen zu sein für Neues, für das, was uns die nächsten Monate erwartet.

Großstadt-Dschungel wir kommen

Bei der Rückkehr in die Staaten haben wir dank eines engagierten Beamten an der Passkontrolle zu unserer Freude die Verlängerung unseres Visums erhalten. Bis Anfang August dürfen wir uns nun in den USA aufhalten. Somit ist es nicht mehr nötig, das Land Ende März für einige Zeit zu verlassen. Das gibt uns ganz neue Möglichkeiten, nimmt uns einige Sorgen und erspart Umwege. Hierauf haben wir in Houston erst einmal angestoßen, bevor wir tags darauf nach Austin aufgebrochen sind.

Die Großstadt Austin begrüßte uns mit ihrer Hochhaus-Skyline. Ihren gemütlichen städtischen Charakter konnte sie aus meiner Sicht bewahren. Mir hat Austin sehr gut gefallen. Radfahrer und Fußgänger werden hier auf besondere Weise Willkommen geheißen. In der Umgebung gibt es viele  Naherholungsgebiete und der Musik wird in Austin ein großer Stellenwert eingeräumt. Eine Stadt also, wie ich sie mag. Leider war es regnerisch und kalt, so dass wir einiges nicht erkundet haben. Wir müssen uns nach drei Monaten bei 25-30 Grad erst mal wieder langsam an kalte und im Tagesverlauf schwankende Temperaturen gewöhnen.

In den letzten zwei Tagen habe ich mir die Bilder der letzten sechs Wochen angesehen und alles noch einmal auf mich wirken lassen. Wenn ihr ebenfalls einige Bilder der Tour anschauen möchtet, guckt doch einfach hier vorbei:

https://www.sama.report/digital-art/

Der Sonne entgegen

Aktuell sind wir auf dem Weg zum Big Bend Nationalpark, unweit der mexikanischen Grenze. Hier gibt es viele Trails, die von uns erkundet werden wollen. Und auch das Wetter soll wieder besser werden. Ein neues Abenteuer wartet auf uns!

Del Rio, 15.02.2020

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