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2. Etappe: Maine bis Georgia, 24. September - 11. November 2019

Abschied von den Metropolen

Washington forderte uns gleich zu Beginn unseres 2-nächtigen Aufenthaltes in der Hauptstadt:
Blauäugig fuhren wir mit unserem Amigo ins Stadtzentrum, um dann die Erfahrung zu machen, dass es dort keine guten Übernachtungsplätze gibt. Wir landen schließlich in Bethesda, einem Ort in der U-bahn-angebundenen Peripherie. Dort liegt eine Mercedes-Werkstatt, die sich rührend um unser defektes linkes Bremslicht kümmerte! Nochmals vielen Dank dafür!

Unweit davon standen wir dann auf einem Einkaufszentrumsparkplatz, die U-Bahn fussläufig erreichbar und mit einem Dreitagesticket erkundeten wir dann etappenweise Washington und Umgebung per U-Bahn, Bus und zu Fuß. Luftigere und breitere Straßen, mit höchstens 13 Stockwerken hohen Gebäuden und nicht ganz so hektisch wie New York: das war unser erster Eindruck. Weißes Haus, Capitol, Lincoln Memorial und Washington Monument liegen in Sichtweite auseinander. Ein Tagesmarsch ist allerdings notwendig, um überall hinzukommen! Geradezu gemütlich war es bei einem Bummel durch Georgestown, den wir bis in den Abend sehr genossen haben. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes besuchten wir den Nationalfriedhof Arlington, sehr beeindruckend, trotz aller touristischer Aufmachung! Dann noch ein Vorbeigang am Pentagon – nichts Spektakuläres und dennoch Fotografierverbot! Nachmittags starteten wir planmäßig Richtung Berge. (An unserer Scheibe klebte nun auch ein Hinweis, nicht weiter auf dem Parkplatz erwünscht zu sein…)

Auf der zweistündigen Fahrt zum Shenandoah National Park spürte ich ein Kribbeln im Bauch: Endlich die Aussicht auf viel Natur, Gemächlichkeit und dem Bewusstsein, dass es nun allmählich in den wärmeren Süden des amerikanischen Kontinents geht. 

Wie viel Sicherheit braucht der Mensch? Ist sie wirklich durch diese Art zu erreichen?

Ich gestehe, dass mich die besuchten Metropolen in gewisser Weise faszinierten – und zugleich erschöpften. Starke Eindrücke an fast jeder Ecke, denen ich mich nicht entziehen konnte. Ein bedeutendes Thema war von Anfang an die Sicherheit: Es fing schon mit der nicht reibungslosen Beantragung meines Visums an, setzte sich an der US-Grenze durch die (vorläufig) nur 6-monatige Reisebewilligung fort und begegnete mir fast an jeder Ecke. Sicherheitskräfte wohin man auch blickt in den großen Städten! Einlasskontrollen bei vielen öffentlichen Gebäuden. Poller und Barrikaden fielen mir jetzt besonders in Washington auf. Nicht nur im „Regierungsviertel“, sondern auch auf dem Friedhof Arlington war die Polizeipräsenz wuchtig…

Die Leute auf den Straßen, in den Verkehrsmitteln, Läden und Cafés wirken auf mich nicht anders als Zuhause in Dinslaken oder auf Texel. Das Servicepersonal ist überwiegend aufmerksamer, freundlicher, serviceorientierter als bei uns. Auf der bisherigen Fahrt durchs Land fallen mir immer wieder die Nationalflaggen an vielen Gebäuden auf. Insgesamt erlebte ich bisher eine Atmosphäre von: Wir sind stolz auf unser Land!

Wir sind stolz auf unser Land

Das Nationalbewusstsein begegnet mir auf Broschüren, Tafeln, in Werbeslogans und eindrucksvoll jetzt zuletzt auch an Allerseelen auf dem Friedhof. Mir ist diese Haltung zugegebenermaßen eher fremd: Eine Deutschlandfahne vor das Haus oder aus dem Fenster hängen? Ein T-Shirt mit bekennendem Ausspruch tragen? Mache ich noch nicht einmal bei der Fußballweltmeisterschaft… Und eigentlich hätte ich (hätten wir Deutsche) doch allen Grund, stolz auf unser Land zu sein und dieses auch zu zeigen! Und dabei auch offenherzig und tolerant gegenüber Minderheiten und Andersdenkende zu bleiben…

Gleich werde ich diese Zeilen online stellen und auch ein paar Fotos zur Veröffentlichung aussuchen. Hier auf dem Campground ist es um 18:30 Uhr stockdunkel und ziemlich kalt – in der Nacht soll es Minusgrade geben! Der Amigo funktioniert: die Heizung läuft, das Wasser ist warm und auch mit der Elektrizität gibt es seit längerem keine Probleme mehr, weder bei Stromanschluss noch bei freiem Stehen. Wir genießen das Reisen und freuen uns auf die morgige Wanderung. 

Ganz liebe Grüße an alle, von denen wir wissen, dass sie uns anteilnehmend begleiten: vom Ruhrgebiet aus und drumherum, von der Sonneninsel Texel, aus Aachen und München, dem Saarland und Thüringen und vom brexitgebeuteltem Großbritannien…

Wir freuen uns auf den Austausch mit dir...

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Susanne

    Tolle Bilder. Vielen Dank für den Bericht.

    1. mmk

      Hallo Susanne, vielen Dank! Wir fotografieren gern und die Buchführung macht uns auch Spaß.Liebe Grüße an deine Bande!

  2. Christel

    Hallo Sabine, Hallo Manfred,
    Mit viel Interesse verfolgen wir eure Reiseberichte und die tollen Fotos. Vielen Dank dafür.
    Ich kann mich recht gut in euch hinein versetzen und erinnere mich noch an das ‘Wechselbad’ der Gefühle: Zum einen die tollen landschaftlichen Entdeckungen, zum anderen das laute, hektische Leben in den Städten. Aber dies ist wahrscheinlich in diesem Land so. More Fun and any more action.
    Bei den Leuten auf der Straße und in den Verkehrsmitteln usw. gibt es sicherlich wie überall solche und solche. Und man erkennt sie leider nicht auf den ersten Blick !
    Wir wünschen euch weiterhin schöne positive Erlebnisse und uns tolle Fotos von eurer Reise.
    Liebe Grüße aus Thüringen.

    1. saradevi

      Liebe Grüße nach Thüringen!
      Wir freuen uns, dass ihr uns begleitet und euch die Fotos gefallen.
      Ja, Menschen aller Art sind wohl überall anzutreffen. Und dennoch machen wir eigentlich überwiegend sehr positive Erfahrungen.
      Wir werden häufig auf unseren Amigo angesprochen; er entpuppt sich geradezu als Kontaktmittel ;))
      Die Menschen sind aufgeschlossen und fragen nach. Das ist eine Art, mit der wir gut zurecht kommen. So sind die Menschen im Ruhrgebiet auch, wenn man überhaupt von “den Menschen” sprechen kann…
      Wir hoffen, dass es euch und und dem Rest der Familie gut geht!
      Liebe Grüße aus Georgia
      Saradevi

    2. mmk

      Hallo Christel,
      stimme dir voll zu: USA, das Land der Gegensätze. Manches schien uns nun im Shenandoah National Park vertraut und doch anders, größer, weiter, intensiver…
      Liebe Grüße auch an Horst und die Kinder

  3. Doris und Günter

    Hallo Manfred, hallo Sabine,

    danke für die vielen ausführlichen Berichte und die wunderschönen Fotos. Man merkt, dass euch das Fotografieren Spaß bereitet.

    Es ist schon ein Unterschied ob ihr euch in der Natur bewegt oder in den Metropolen unterwegs seid. Die Ruhe, die Natur und die Tiere, man kann viel entdecken und sich daran erfreuen. Zum anderen die Schaltstellen einer Großmacht. Hektisches Leben und Treiben, die vielleicht übertriebene Sicherheit mit ihren Einschränkungen. Bestimmt anders als in Dinslaken. Was uns vor Jahren schon aufgefallen ist, die Freundlichkeit der Menschen ob privat oder geschäftlich. Nicht wie in Deutschland antrainiert per Seminar, sondern aus innerer Überzeugung serviceorientiert.
    Ihr werdet auf dem Weg Richtung Süden weitere schöne Erlebnisse haben. Es gibt nicht nur „das Land“ und „die Leute“, sondern vielschichtige Kulturen. Viel Spaß beim Kennenlernen.

    Gruß eure Oldies

    1. mmk

      Hallo nach OB,
      fotografieren entspannt und beflügelt uns. Üben möchte ich mich noch im Beschränken auf Wesentliches…
      Lasst es euch gut gehen!
      Lg Manfred